6/3  Lob der Schüssel

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:38

Meistens brauchen wir sie ja zum servieren. Wenn wir aus ihr essen, geschieht dies in der Regel im Diminutiv: aus dem Schüsselchen. Etwa für die gebrannte Crème „nach Grosis Art“ oder den Fruchtsalat auf Panna Cotta.

Am Samstag war ich in einem neu eröffneten Lokal in der Nachbarschaft. Es gehört zu einer Kette und bietet einerseits besondere Burger an, anderseits Speisen in Schüsseln: Bowls. Bunt gemischte Kreationen aus verschiedenen Nahrungs-Elementen, appetitlich und schmackhaft, nicht alltäglich in der Kombination. Nicht übermässig in der Menge, aber doch ausreichend für die Sättigung. Hauptsache: frisch zubereitet.

Und nun lese ich in einem Info-Dienst, dass das Schüssel-Wesen durchaus im Trend liegt: die Buddha Bowl sei der aktuelle Renner. Ein Sammelbegriff für individuell zusammengestellte Esswaren in einer bauchvoll gefüllten Schale, frisches Gemüse kombiniert mit noch gut verwertbaren Resten, lauwarm neben kalt und heiss, ein richtiger Wechselschmaus, bei dem auch das Auge mitessen darf.

Eine gute alte Schüssel, die heute völlig aus der Mode gekommen ist, war die Milchschüssel: darin haben wir jeweils die frische Kuhmilch aufbewahrt, damit sich an der Oberfläche die Rahmschicht bilden konnte, die wir mit einem grossen Löffel abschöpften, um daraus Butter zu fertigen im kleinen Butter-Glas mit der Drehkurbel… Das ist heute völlig aus der Welt verschwunden, wo wir im Supermarkt aus einem ganzen Milch-Regal auswählen können, welches Getränk mit welchen Zusätzen und mit wie wenig Fettgehalt wir haben möchten… Der elegante Alu-Bottich mit dem Rahm-Rückhalte-Mechanismus beim Ausguss hat ausgedient und ist auf dem Weg nach Ballenberg.

Das Schüssel-Revival geht allerdings auch noch andere Wege: die Migros hat eine verschliessbare Mehrweg-Schale aus solidem Rezyklier-Kunststoff eingeführt. Darin kann man Take-Away-Speisen kaufen, die Schale dann ungewaschen zurückbringen, worauf sie beim nächsten Kauf gegen eine gewaschene ausgetauscht wird. Ich habe meine Schale mindestens schon ein Dutzend Mal gebraucht… als reinlicher Mensch habe ich sie allerdings immer selbst in den Geschirrspüler gesteckt, zur Verwunderung des Stand-Personals hinter der Theke. Eine gute Idee, finde ich. Nachahmenswert. Wir können etwas tun, um den Verpackungsmüll einzudämmen.