31/5  Ausgeraucht

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:13

Heute ist Weltnichtrauchertag. Die Menchen werden auf mannigfaltige Weise rund um den Globus ermahnt, den Glimmstängeln abzuschwören, da Rauchen nicht nur der Gesundheit schadet sondern auch ganz direkt tödlich sei. Die WHO legt sich ins Zeug.

Meine eigenen Erfahrungen mit dem „Teufelskraut“ liegen ein halbes Jahrhundert zurück. Unter Studierenden galt es in den 60er Jahren als schick (das Wort cool kannte man damals noch bicht), bei nächtelangen tiefsinnigen Gesprächen sich einen würzigen Rauch in Schwaden um die Köpfe wabern zu lassen… Angefangen mit dem Gift Nikotin hatte ich allerdings schon früher: als Buben hatten wir im Wald Nielen geschnitten, die lianenartigen Zweige in kurze Stücke zerteilt, diese in Mutters Backofen getrocknet und dann heimlich geraucht, bis unsere Augenbrauen zu schmürzeln begannen.

Später dann zogen wir an der Pfeife, um es Max Frisch gleichzutun. Dies allerdings wurde mir in der Rekrutenschule ausgetrieben, nachdem auf der Kampfbahn die dritte Pfeife zu Bruch gegangen war und ohnehin neimand daran dachte, der Truppe „eine Pfeifenlänge Pause“ zu gewähren. Von da an rauchte ich Zigaretten. Zuerst die „Mary Long“, weil die Dame auf der Packung ähnlich aussah wie Marianne B., auf die ich damals heimlich stand… Später wechselte ich zu „Marlboro“ und rauchte so meine drei bis vier Packungen pro Tag: Journalistenrauchen eben: eine im Mundwinkel, eine brennend auf dem Rand des Aschenbechers und eine noch nicht angezündet hinter dem Ohr. Ohne Rauch meinte ich kein Wort schreiben zu können.

Als sich in den Bronchien ein stechender Schmerz einstellte und ich morgens immer längere Hustenattacken hatte, hörte ich von einem Tag auf den andern auf… und nahm in kurzer Zeit an die 30 Kilo zu, weil ich den Rauchverzicht mit Süssem und mit Alkohol kompensierte.

An diesen fatalen Einstieg in meine Übergewichts-Karriere muss ich immer denken, wenn wieder so ein „Welt-Tag“ kommt, der die Vorzüge des Rauchstopps preist. Damit wir uns nicht falsch verstehen: es spricht gar nichts dagegen, mit dem Rauchen aufzuhören. Aber man sollte sich heute mehr denn je bewusst sein, dass die Adipositas-Falle zuschnappt, wenn man nicht höllisch aufpasst. Das verschweigen die Smoke-Free-Propheten gerne und sprechen zaghaft von einer „gewissen Möglichkeit, einige Kilos zuzulegen“.

Das ist fahrlässige Beschönigung. Mein Rat: stellt das Rauchen ein, unbedingt. Aber seid euch bewusst, dass ihr gleichzeitig eure Ess- und Trinkgewohnheiten kritisch unter die Lupe nehmen müsst und mit ausereichender Bewegung ein gezieltes Verhalten ins Auge fassen sollt, den Kilos keine Chance zu geben, euch hinterrücks anzufallen. Versprochen?