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Von Heinrich von Grünigen um 12:00 |
Bei uns hält es sich noch in Grenzen. Aber wenn auch in Zukunft noch gilt, dass US-Amerikanische Trends sich jeweils bei uns mit etwas Verzögerung durchetzen, dann kommen böse Zeiten auf uns zu. Ernährungswissenschaftlerin Marion Nestlé seziert in ihrem Blog einige markante Veränderungen in der Nahrungsmittel-Politik nach den ersten 100 Tagen des Trump-Regimes.
Vier entscheidende Punkte gibt es, in denen bestehende Regeln bereits relativiert und zurückgenommen wurden:
Die Pflicht zur Kalorien-Angabe bei Mahlzeiten in Restaurants hätte auf den 5. Mai in Kraft treten sollen, sie wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. – Namhafte Lebensmittel-Produzenten haben die Verwaltung ersucht, mindestens drei Jahre zuzuwarten mit der Einführung von erweiterten und detailliertgen Nährwert-Angaben auf den Etiketten. – Eine neue Richtlinie bezüglich der Definition von Nahrungsfasern wurde auf Druck der vereinigten Bäckereien zurückgenommen bzw. auf Juli 2018 verschoben. – Die Vorgaben für die Verpflegung in öffentlichen Schulen wurden bereits früher relativiert und aufgeweicht.
Und es soll noch schlimmer kommen, vergleichbare Vorstösse seien in der Pipeline. Die Gesundheit hat keine Chance.
Das soll uns beflügeln, hierzulande am Ball zu bleiben.
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Von Heinrich von Grünigen um 14:31 |
Ich bereite mich mental vor. Es geht um die Teilnahme an einer Podiumsdiskussion, heute in einer Woche. Thema: Prävention und individuelle Vorsorge des/der Einzelnen. Tun wir selber genug, um gesund zu bleiben? Wenn ja, warum? Oder doch nicht? Und woran liegt das?
Über die Gesundheitskompetenz wird hierzulande ja viel geredet und geschrieben. „Selfempowerment“ ist ein magisches Schlüsselwort: einerseits nimmt es Zuflucht bei der uralten Spruchweisheit „hilf dir selbst – so hilft dir Gott“ (als ob es dafür eine Garantie gäbe), anderseits aber entlastet es viele der Zuständigen im politischen Entscheidungsprozess davon, für Andere Verantwortung übernehmen zu müssen bzw. vom Vorwurf, bezüglich der Schaffung von gesundheitsförderlichen Verhältnissen und entsprechender gesetzlicher Regulierungen zu wenig zu tun… Schliesslich ist doch jeder einzelne seines eigenes Glückes (und damit auch seiner Gesundheit) Schmied. Ich höre schon das muntere, vielstimmige Tingeln und Klingeln zur Melodie der Ambosspolka… Man muss, so lautet die Losung, den Menschen nur die richtigen Informationen vermitteln. PR-Profis vor!
Und doch befallen mich Zweifel, die ich für berechtigt halte. Ich war heute Vormittag im Supermarkt beim Wocheneinkauf. Bei der Gelegenheit entsorge ich jeweils auch das Leergut zum Recycling. Seit einiger Zeit nehmen sie in der Migros (und anderswo) auch andere Kunststoff-Gebinde zurück: Milchflaschen aus weissem Plastic, Ölflaschen, Flaschen von Putzmitteln, was auch immer… Und deutlich steht bei den Einwurfstellen geschrieben: „Hier NUR PET-Getränkeflaschen!“ Alles andere muss in den Container nebenan, wo in Wort und Bild ebenso deutlich angezeigt ist, was hier entsorgt werden kann. Heute nun war der Behälter mit den PET-Getränkeflaschen voll und die Angestellten hatten ihn aus seinem Verschlag geholt. Ein Blick in sein Inneres liess mich an der Lernwilligkeit meiner Mitmenschen mehr als zweifeln. Etwa die Hälfte der eingeworfenen Flaschen waren „artfremd“: Shampoos, Flüssigseifenspender, Milchtüten (auch solche aus Karton), flüssiges Bodenwachs, leere Alu-Spraydosen… Und dabei wäre doch die Unterscheidung zwischen „PET-Getränkeflasche“ und „anderem“ eine verhältnismässig einfache gewesen. Zudem sehe ich täglich animierte TV-Spots in den Werbeblöcken, die mich für gutes Geld zum korrekten Handeln anhalten sollen.
Um wie unendlich viel komplexer sind dagegen die jeweiligen Empfehlungen für das „richtige“ Gesundheitsverhalten! Und das sollen die Flaschen-Falsch-Einwerfer dann einfach so aus dem Schnupf beherrschen? An welchen Storch glauben die Leute denn, die sich auf das Selbst-Empowerment verlassen möchten?
Wir haben noch einiges zu tun, auch wenn wir unsere Flaschen korrekt entsorgen!
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Von Heinrich von Grünigen um 17:50 |
…macht der Mai. Schon im Vorfeld ausgiebig zu reden haben die Insekten gegeben: Mehlwürmer, Grillen und Heugümper dürfen seit dem 1. Mai mit gesetzlicher Approbation nicht nur verspeist sondern auch verkauft und serviert werden. (Haben wir uns denn eigentlich im Sinne des revidierten Lebensmittelrechts „strafbar“ gemacht, wenn wir in kindlichem Leichtsinn als Mutprobe jeweils lebendige Maikäfer, Regenwürmer oder Nacktschnecken verputzt haben?)
Gross auch die publizistische Enttäuschung, dass ob all der Vorschuss-Propaganda für das kulinarische Geziefer nun in den Regalen vom Coop doch noch keine Krabbler zu finden sind, weder geröstet noch gebacken oder gar in verarbeiteter neuer Protein-Form von Insekten-Burgern…
Dabei ist der legalisierte Verzehr von Gliederfüsslern nur eine von verschiedenen Neuerungen, die im neuen Lebensmittelrecht 2017 eben erst in Kraft getreten sind. Mit den anderen Regelungen passt sich die Schweiz an das in der EU geltende Recht an, in manchen Punkten wird eine Liberalisierung im Umgang mit Lebensmitteln angestrebt, die sich nicht nur für die KonsumentInnen sondern auch für die Anbieter positiv auswirken sollte.
Ob und wo die Gilde der Schlaumeier auch hier wieder Schlupflöcher finden wird, um die Verbraucher auszutricksen oder gar über den Tisch zu ziehen, das muss sich erst noch weisen. Eine gesunde Portion Misstrauen ist allemal angesagt, verbunden mit der Hoffnung, dass die kritischen Medien und Konsumenten-Organisationen wenn immer nötig schon ihres Amtes walten werden.
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Von Heinrich von Grünigen um 18:45 |
Ein neuer Schock für Essende. (Zuviel) Fett ist ungesund, Zucker sitzt auf der Aanklagebank und jetzt wird ein neuer Verdächtiger in den Gerichtssaal geführt: SALZ. Klar, auch hier ist es eine Frage des Masses. Die WHO plädiert für eine maximale Menge von 5 Gramm pro Tag (in der Schweiz sind wir immer noch bei rund dem Doppelten), aber hat denn das Salz etwas mit Übergewicht und Adipositas zu tun?
Hoher Blutdruck, ja das gilt als allgemein gesicherte Erkenntnis, und dass zuviel Salz durstig macht, weshalb in der Gastronomie gerne gut gesalzen wird, um den Getränke-Absatz zu fördern. Sagt der Volksmund. Aber offenbar müssen wir nun gründlich umlernen. Das jedenfalls ist das Resultat eines aussergewöhnlichen Feldversuches in einem ganz speziellen Labor: Salzkonsum macht hungrig und lässt uns mehr essen, was Übergewicht und Adipositas verursachen kann.
Durchgeführt wurde der Versuch von Wissenschaftlern der Vanderbilt University in Nashville, USA. Und er fand in einem speziellen Setting statt: im Trainingslager von zehn russischen Kosmonauten, die sich während mehrerer Monate auf einen allfälligen Flug zum Mars vorbereiteten. Die Männer erhielten während der ganzen Dauer des Experimentes die gleiche Nahrung und unterlagen den gleichen physischen Bedingungen und Strapazen. Das einzige, was im Rahmen der Studie verändert wurde, war der Salzgehalt des Essens: zu Beginn wurden der Nahrung 12 Gramm Salz pro Tag zugesetzt, nach einem Drittel der Zeit wurde die Menge auf 9 Gramm reduziert und im letzten Drittel auf 6 Gramm.
Je weniger Salz die Kosmonauten zu sich nahmen, umso mehr Wasser tranken sie, das widersprach allen Erwartungen, und in der Phase mit dem Salz-Maximum klagten die Probanden über Hunger. Zuviel Salz führt also dazu, dass wir mehr essen als uns guttut. – Aber es gab auch schon frühere Studien, dei in eine ähnliche Richtung wiesen: eine Britisch-Chinesische Untersuchung zeigte 2015 auf, dass ein Gramm Salz mehr pro Tag das Risiko, an Adipositas zu erkranken, für Kinder um 28% und für Erwachsene um 26% erhöht. Eine australische Studie aus dem letzten Jahr bemass das erhöhte Adipositas-Risiko für Kinder auf 23%, wobei die Forscher von der Annahme ausgingen, von salzigen Speisen würde mehr gegessen, weil sie besser schmecken, und weil der Durst vorzugsweise mit zuckerhaltigen Süssgetränken gelöscht würde…
Wie genau der Salzkonsum auf den Stoffwechsel einwirkt, darüber tappen die Forscher noch im Dunkeln. Im Anschluss an das Kosmonauten-Experiment wurde eine Vergleichs-Studie mit Mäusen durchgeführt. Diese zeigte, dass die Mäuse-Lebern mehr Energie benötigen, um den Wasserhaushalt in Balance halten zu können, und dass dieser erhöhte Energiebedarf möglicherweise die Ursache für auftretenden Hunger und fürs Überessen sein könnte.
Wie auch immer: wir tun wohl gut daran, unseren Salzkonsum bewusst unter die Lupe zu nehmen und wenn immer möglich einzuschränken.
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