29/6 Weniger Markt für Süsses
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 17:49 |
Eine Schwalbe mache noch keinen Sommer. Aber als die Taube den Ölzweig brachte, sah Noah, dass die Wasser wichen. Als was für ein Omen sollen wir nun die Meldung aufnehmen, dass der weltweit grösste Nahrungsmulti, Nestlé, sich strategisch von der Produktion und vom Handel mit Süssigkeiten verabschieden will und statt dessen mit Medikamenten, Mineralwasser und gesunden Lebensmittel-Angeboten die Welt verbessern und sein Geld machen will?
Ist es „nur“ der Einfluss eines neuen, aufsässigen Investors, der sich ein Aktienpaket erstanden hat und dafür Anpassungen im Geschäftsgebaren einfordert? Oder ist es, weil – wie verlautet – der Bereich Süsswaren ertragsmässig eingebrochen ist und im letzten Jahr mit einem Wacvhstum von „nur“ 1,8 Prozent die geringste Rendite aller Nestlé-Sparten auswies?
Noch vor sechs Jahren hatte der Konzern massiv in die süsse Zukunft investiert, hatte für 1,7 Milliarden in China Schleckerei-Werke aufgekauft, hatte vorher in ganz Amerika traditionelle Dickmacher gehamstert… und nun? Ist der Ertrags-Rückgang effektiv auf ein verbessertes Konsumentenbewusstsein zurückzuführen? Ist die Abkehr des Volkes von den Zuckersachen eine Folge der intensiven Information auf allen Kanälen über die gesundheitlichen Risiken eines überhöhren Zuckerkonsums?
Schön wäre es. Dann hätte der Markt seine selbstregulierende Kraft bewiesen und die VerbraucherInnen hätten ein Beleg dafür, dass es sich lohnt, bewusst, gezielt und überlegt einzukaufen.
Aber was passiert dann mit den Firmen, die von Nestlé abgestossen werden? Schon setzen Spekulationen darüber ein, welche der „Marken“ die Firma behält (angefangen von der traditionsreichen Schweizer Cailler-Schokolade bis zur KitKat-Massenware, mit der die Schwellenländer nach wie vor überschwemmt werden). Wechseln die Fabriken nur den Besitzer? Und werden die zu fettigen und zu süssen Schleckwaren weiterhin kraftvoll an die Kundschaft gebracht? Oder zeichnet sich ein effektiver Wandel, eine absichtsvolle Verhaltensänderung ab? Man darf gespannt sein und hoffen…