Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 16:36 |
Die Meldung ist schon ein paar Tage alt. Im Wirtschaftsteil der Zeitungen hat sie vielleicht nicht die Wirkung entfaltet, die ihr für unser ernährungstechnisches Wohlergehen zukommen könnte. Der Versand-Gigant Amazon hat für 13,7 Milliarden US-Dollars die Lebensmittel-Handelskette Whole Foods aufgekauft.
Whole Foods ist spezialisiert auf qualitativ hochstehende Lebensmittel, vornehmlich Bio. Sie verfügen über 461 Filialen in USA, Kanada und Grossbrittannien und setzen jährlich 16 Milliarden Dollar um. Der Versandhandel boomt und Experten nehmen an, dass dadurch der Lebensmittelmarkt nachhaltig aufgemischt werden könnte. Schon sind die Aktien einiger klassischer Food-Retailer in den Keller gesaust. Der „Versand“ von frischen Esswaren ist ein besonderes Kapitel, das auch spezielles Knowhow verlangt. Dieses hat sich Amazon durch den Zukauf nun erfolgreich angeeignet. Entsprechende Angebote sind auch bei uns deutlich im Aufwind. Demnächst dürfte Amazons Bio-Drohne frählich über unserm Balkon surren…
Pessimisten befürchten, dass sich durch diese Transaktion auch die Qualität der Angebote in USA verschlechtern könnte: da die Akquisition logischerweise auf Wachstum angelegt ist, dürfte die Nachfrage nach Bio-Produkten weiterhin steigern, der Inland-Markt kann ihn schon heute nicht befriedigen (was sinngemäss auch noch für die Schweiz gilt), was wiederum dazu führen könnte, dass Agrarprodukte eingeführt werden müssen aus Ländern, in denen die Standards weniger hoch sind…
Dies allerdings wäre eine starke Herausforderung für jene NGOs, die sich mit der Forderung nach mehr Lebensmittel-Sicherheit und -Qualität befassen. Gefordert ist auch der Konsumentenschutz.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:18 |
Heute in der Akupunktur. Der Schritt auf die Waage ist immer ein Abenteuer: wird sie mich verraten oder hat sie gerade einen gnädigen Moment? Zuweilen scheint mir, die Gnade der Waage sei vom Wetter abhängig. Heute jedenfalls, bei strahlendem Sonnenschein, zeigte sie sich von grausam unerbittlicher Direktheit: anderthalb Kilo mehr als letzte Woche!
Was war geschehen? Der erste Gedanke: ich hatte gestern Abend mit grossem Behagen eine Suppe verspeist, ein „Höngger Weinsüppchen“, äusserst schmackhaft gewürzt aber wohl etwas gut gesalzen. Jedenfalls könnte dies der Grund sein, weshalb mein Körper in dieser Grössenordnung Wasser eingelagert hat…
Im Gespräch mit dem Arzt kam ich dann allerdings zu einer erweiterten Einsicht: Als ich vor zwei Jahren, am Anfang meiner Therapie, noch unter den negativen Auswirkungen meines Gewichts litt, erfuhr ich jedes Kilo, das sich in Nichts auflöste, als Befreiung. Der stetige und fortschreitende Erfolg hatte eine enthusiasmierende Wirkung und motivierte mich, peinlich genau die Ernährungsvorschriften einzuhalten und millimeterpräzis darauf zu achten, dass ich nicht vom rechten Pfad abwich. Ich erinnere mich, wie ich peinlich jedes Gramm von Lebensmitteln vermied, die nicht auf der „erlaubten“ Liste standen…
Nun, da einmal 80 Kilo weg waren, überbietet sich meine Umwelt in Komplimenten. Von scherzhaften Begrüssungen („Man sieht dich ja kaum noch, pass auf, dass du nicht ganz verschwindest!“) bis zu begeisterten Komplimenten („Lääk, siehst du gut aus!“) erfahre ich direktes und indirektes Lob für meine Konsequenz. Und wenn ich beim Vorübergehen im Schaufenster mein Spiegelbild von der Seite sehe, muss ich mir in Erinnerung rufen, dass diese schlanke, elegante Figur, die da federnden Schritts einhergeht, einmal mein plumpes Ich war, das sich unter Schmerzen vorwärts geschleppt hatte und den Blick in etwas Spiegelndes tunlichst vermied…
Und ich wurde gewahr, dass dieser positive Zuspruch dummerweise nicht motivierend war, mich auf Kurs zu halten, im Gegenteil: je freundlicher das Echo, desto grösser die Versuchung, mir selber zuzuraunen: Wenn das so ist, dann liegt ja wohl mal eine kleine Ausnahme drin… davon wird die Welt nicht untergehen, wegen dieser einen Frucht oder diesen Löffelchen Glace, dem kleinen Stück Käse oder dieser Extra-Portion Chicken-Wings…
Fazit: Ich muss einen Schritt zurücktreten, darf mich durch lobenden Zuspruch nicht beirren lassen, muss mir vor Augen halten, dass ich noch nicht am Ziel bin. So muss es Marathon-Läufern gehen, auf den letzten Kilometern. Der Erfolg ist erst dann errungen, wenn sie heil zurückgelegt sind.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:14 |
Am 1. Juli sind neue Richtlinien in Kraft gesetzt worden. In der EU. Die Schweiz ist noch nicht so weit. Es geht darum, Kinder und Jugendliche vor Werbung zu bewahren, die sie zum Konsum von Nahrungsmitteln mit zu hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt verleiten soll.
Die Regelungen betreffen nicht nur die „klassischen“ Medien Radio und TV (für welche die Lebensmittelindustrie in den sogeannnten „Pledge“-Verpflichtungen freiwillig die Einhaltung von Auflagen versprochen hat, die ihnen kaum weh tun), sondern es geht vor allem um die neuen, digitalen Medien, Spiele- und Video-Plattformen sowie die soziale Medien. Und gelten sollen sie für alle Angebote, die zu mehr als 25% von Kindern und Jugendlichen genutzt werden.
Wie die WHO mitteilt, ist in Europa bereits jedes dritte Kind zu dick (in der Schweiz ist es jedes fünfte, Tendenz deutet momentan auf Stabilisierung, auf zu hohem Niveau), Tendenz in der EU weiterhin steigend.
Die Anbieter werden gleichzeitig aufgefordert, mit den gleichen Werbe-Methoden anerkannt „gesunde“ Produkte anzupreisen. Was möglicherweise ein frommer Wunsch bleiben dürfte…
Diese Verschärfung der Werberichtlinien ist nur eine von verschiedenen Massnahmen, die nötig sind, um dem kindlichen Übergewicht entgegen zu wirken. Es ist höchste Zeit, dass die Schweiz in dieser Frage mindestens gleichzieht.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:56 |
Das ist nun mal eine spezielle Studie. Die wird allen Sport- und Bewegungsmuffeln Wohlbehagen bereiten. Wenn dicke Menschen Sport betreiben (Ausdauertraining im Fitness oder in der Natur) kann es sein, dass sie nicht abnehmen, sondern noch mehr Fett zulegen. Dies ergab ein Experiment an einer Uni in Arizona.
Eine Gruppe von Adipösen Damen wurde angehalten, dreimal pro Woche intensiv zu trainieren. Dabei ging man von der Annahme aus, dass die Probandinnen mit dem grössten Anteil an Körperfett am meisten abnehmen müssten. Dem war aber nicht so. Ein Teil verlor Gewicht, aber andere legten zu statt ab.
Auf der Suche nach möglichen Ursachen stiessen die Forscher auf Fakten, die nicht ganz unerwartet waren, durch diesen Versuch jedoch bestätigt wurden: zunächst wurde den Teilnehmerinnen empfohlen, ihr bisheriges Essverhalten unverändert beizubehalten. Dies führte dazu, dass einzelne sich nach jedem Training für die geleistete Anstrengung mit einer Extra-Portion „belohnten“ und so deutlich mehr an Energie zu sich nahmen als die durchschnittlich 350 Kalorien, die sie im Training verbraucht hatten…
Dies bestätigte die allgemeine Erkenntnis, dass normalerweise der Kalorienverbrauch beim „Sport“ überschätzt wird, während man gleichzeitig die zusätzliche Zufuhr durch Belohnungs-Essen und durch Snacken unterschätzt. Bewegung allein bringt es also nicht, jedenfalls nicht im erhofften Ausmass. Wirkungsvoller ist eine zwingende Anpassung der Essgewohnheiten, in Kombination mit einem moderaten Bewegungs-Programm, das keinen „Heisshunger danach“ auslösen darf und nach Belohnung und Kompensation ruft. Aber das hätten wir eigentlich auch so wissen können.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:43 |
Es geht um einen Film. Einen kurzen Dokumentarfilm aus Australien. Er handelt von der Schönheit des weiblichen Körpers, von der wirklich wahren, realen Schönheit, und von den verzerrten, kranken „Idealen“ einer Schönheitsindustrie, die uns durch Mode, Medien und vor allem Werbung dauernd vorgegaukelt wird.
Drei Jahre ist es her, da hatte die Australierin Taryn Brumfitt den Mut, zwei Fotos von sich selber ins Internet zu stellen. Nicht das klassische „Voerher-Nachher“, sondern umgekehrt: vorher „schlank“ und unglücklich, nachher „normal“ und zufrieden.
Die beiden Bilder gingen um die Welt und lösten ein millionenfaches, zustimmendes, begeistertes Echo aus. Und sie führten zu zahlreichen Diskussionen. Eine weitere Folge war, dass Taryn Brumfitt sich auf die Suche machte nach Antworten, wie es dazu gekommen ist, dass heute 91 Prozent der Frauen ihren Körper „hassen“, dass schon kleine Mädchen meinen, sie seien zu dick und müssten abnehmen, um den andern zu gefallen. Dass so viele Frauen vor allem in „zivilisierten“ Ländern sich unters Messer der Schönheitschirurgen legen, um sich „verbessern“ zu lassen…
Entstanden ist diese eindrückliche Film-Dokumentation von 20 Minuten Dauer mit dem Titel: „EMBRACE – du bist schön!“
Ein unter allen Vorzeichen sehenswerter Denk- und Diskussionsanstoss, nicht nur für Frauen aller Altersgruppen, auch für Männer, die heute allzuoft unreflektiert – und der Film zeigt, wie dies auch über Video-Games passieren kann! – die verbreiteten Clichés aus der photogeshoppten Werbung und aus plumpen Castingshows übernehmen, ohne sich je Rechenschaft darüber abzulegen, dass das „Problem“ bei der Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen nie bei der Person selber liegt, sondern allein an den soganannt Norm-gebenden Umweltbedingungen aus Mode, Reklame und Kommunikation.
Nachahmenswert die Haltung einer jungen Frau, die porträtiert wird: wenn jemand zu ihr sage, sie sei dick, entgegne sie konsequent: ich bin sexy! Und wenn jemand ihr sage, sie sei hässlich, entgegne sie mit Überzeugung: ich bin schön!
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