30/8  ZnüniBox

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:57

Landauf landab wird dieser Tage wieder eingeschult. Sei es in den Kindergarten, in die erste Klasse oder einfach in die nächste Stufe. Und für viele junge Eltern heisst es, einen Teil der Kontrolle über ihre Kids abzugeben oder zumindest zu teilen mit der Schule und der Lehrerschaft.

Ein immer wieder von neuem virulentes Thema für Eltern von Kindergärtlern und Erstklässlern ist dabei die Frage der Zwischenverpflegung. Was ist erlaubt und was ist verboten? Unvermittelt prallen schulische Regelungen und individuelle Essgewohnheiten aufeinander.

Ich wurde freundlicherweise auf eine (geschlossene) Facebook-Gruppe aufmerksam gemacht, die sich eigentlich mit Kochfragen befasst, und in der seit Tagen ein erbitterter verbaler Kampf unter Jungmüttern tobt, nachdem es eine von ihnen gewagt hatte, ein Bild zu posten, auf welchem die ZnüniBox ihres Chindsgi-Sprösslings abgebildet war: zwei „Power-Spiessli“ (liebevoll drapiert aus Gemüse, Brot und Fleischkäse) sowie ein Fläschlein mit Fruchtjoghurt-Drink.

Insgeheim hatte sich die Mutter wohl Anerkennung erhofft für eine originelle Lösung der Kombination zwischen „gut“ und „gesund“… aber stattdessen prasselte ein Hagel von Hass-Posts auf die Arme herein: ob sie noch bei Trost sei? ein Joghurt-Drink mit so viel Zucker gehe gar nicht… andere Mütter warfen sich ins schriftliche Getümmel, beschimpften sich gegenseitig, klagten über zu rigide Vorschriften der Schule, reklamierten eigene Entscheidungsfreiheit, während andere auf das Gewichtsproblem der Kleinen hinwiesen und mehr Verantwortungsbewusstsein und Vorbildfunktion einforderten… zuletzt artete der Schlagabtausch in sehr persönliche gegenseitige Beschimpfungen aus, unterbrochen durch beschwörende Appelle an Vernunft und rationale Argumentation…

Über 160 Posts haben sich bis gestern in dem Thread angesammelt, besserwisserisch, gehässig, verletzt und verletzend… Und als Leser fragt man sich, ob diese Muttis denn keinen anderen Lebensinhalt haben, als auf ihren Smartphones herumzutöggeln?

Aus gesundheitspolitischer Sicht komme ich zu folgender Erkenntnis: dass in den Schulen Vorgaben für eine „richtige“ Ernährung gemacht werden, ist grundsätzlich ok, diese werden allerdings von Ort zu Ort unterschiedlich streng ausgelegt. Mancherorts gibt es kreative Ausnahmen, die einen bewussten Umgang auch mit „Süssem“ erlauben. Die Botschaft von einer zuckerfreien, bekömmlichen Ernährung ist offenbar in weiten Kreisen angekommen. Allerdings kumuliert sie sich da und dort mit dem leider weithin ausgeprägten helvetischen „Besserwisser- und Weltverbesserungs-Syndrom“. Viele Eltern sind durch die Essens-Vorgaben verunsichert und verfallen in Panikattacken.

Gelassenheit tut Not. Und weiterhin sachlich korrekte und vernünftige Aufklärung. Wir sind dabei.