9/8 Ganz schön schön…
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 21:33 |
Diesmal bin ich dran geblieben. Weil das Thema auch „unser“ Thema war und ist. Es kommt nicht häufig vor, dass ich mir die Sendung „DER CLUB“ integral anschaue, obwoh Urs Gredig sich als Glanzpunkt in der Gesprächsführung entpuppt hat und man seinen Wechsel weg von SRF nur bedauern kann. Aber diesmal war ich gespannt, wie die Runde mit der heiklen Thematik umgeht. Es ging um den Mythos vom „schönen Körper“ und um das Problem des „Body Shaming“, von dem hier auch schon die Rede war.
Ebenso gespannt war ich, ob wohl jemand aus „unserer Fakultät“ aus Betroffenen-Sicht reden würde. Aber eine schwer übergewichtige Person, die ihr Leben lang gegen die verächtlichen Vorurteile zu kämpfen hatte, war nicht in der Runde. (Erst nachträglich hat sich herausgestellt, dass jemand zwar angefragt wurde, aus Termingründen jedoch nicht mitmachen konnte.)
So blieben die „Schönen“ unter sich: junge Frauen (Anja Zeidler und Milo Moiré), welche Schönsein als ihren Beruf gewählt hatten, der Fitness-Guru Werner Kieser (der als einziger auf die unausgewogene Zusammensetzung der Runde hingewiesen hatte) und die debattierende Allzweckwaffe Regula Stämpfli, die ausser ihrer eigenen Ansicht keine andere Meinung gelten lassen wollte. Zum Glück war da noch die geerdete Ärztin und plastische Chirurgin Cynthia Wolfensberger, die immer wieder die handfesten, praktischen Aspekte des aktuelloen Schönheitswahns und des Umgangs damit einbrachte.
Besonders gefallen hat mir Morena Diaz, Lehrerein und Bloggerin in der „Body-Positivity“-Bewegung. Sie hatte sich lang um einen „idealen“ Body bemüht, um sich dann schliesslich zu ihrem Körper zu bekennen, so wie er ist. „Sie steht zu ihren Speckröllchen“ schreibt die Presse über sie. Wobei der Akzent auf dem „-chen“ liegt: es ist eben keine richtige Fett-Rolle, es sind hübsche, appetitliche Röllchen, die sie auf den Bildern zeigt, welche sie von sich postet. Umso mehr betrifft und beschämt einen, was für Beleidigungen und Hass-Botschaften sie dafür einstecken musste!
Dieser Diskurs hat die Sendung sehenswert gemacht, endend im gemeinsamen Appell, wer nicht der vermeintlichen „Norm“ entspricht, solle versuchen, sein Selbstbewusstsein zu fördern, sich selber mit all den Stärken anzunehmen, die man bekommen hat, und nicht einem „fremden und falschen“ Ideal nachzueifern, das in den meisten Fällen in eine Katastrophe führt. – Trotzdem, das wurde auch gesagt, gibt es den medizinisch-gesundheitlichen Aspekt, der nicht vergessen werden darf. Aber das ist ein anderes Thema.