20/9  Idyllisch essen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:39

Die Sehnsucht nach „natürlichen“ Produkten hat Hochkonjunktur. Am liebsten direkt vom Landwirt nebenan. Kein Wunder, erwecken die Werbespots der Grossverteiler, wenn es um Lebensmittel geht, die Illusion einer heilen Welt der Bauernsame, wo das Säulein lebenslustig grunzt, das Huhn freudig einhertrippelt und die Früchte frisch vom Baum gebrochen werden.

Zur Widersprüchlichkeit dieser Werbebotschaften gibt es einen informativen und lesenswerten Text, der die Realitäten hinter den plakativen Clichébildern der TV-Spots sichtbar macht.

Und trotzdem gibt es eine echte, zugängliche Regionalität, sofern man in der privilegierten Lage ist, diese zu nutzen: da sind einmal die immer zahlreicheren Hofläden, die zum Direktverkauf ab Bauernhof einladen, teilweise mit Automaten ausgerüstet, die einen 24-Stunden-Betrieb erlauben. Wenn ich über Land fahre, fallen mir die Schilder auf: saisonale Früchte, Eier, Honig. Aber auch Metzgereiprodukte und Milch gibt es im Offenausschank…

Eine weitere Spielart sind die kleinen, oft auf genossenschaftlicher Basis betriebenen „Dorfläden“ abseits der Städte, welche Frischprodukte von den Landwirtschaftsbetrieben in der näheren Umgebung einkaufen: hier kann ich auf dem Etikett die genaue Herkunft handschriftlich ablesen, den Zeitpunkt der Herstellung, das exakte Legedatum beim Ei… und bilde ich es mir dann nur ein oder schmeckt das „Landei“ tatsächlich besser, ist sein Dotter gelber, seine Schale fester als die beim Ei aus dem Massenbetrieb mit Bodenhaltung im Supermarkt-Regal?

Wenn der Glaube selig macht, dann will ich mich in diesem Glauben wähnen: Echtes soll auch wirklich echt schmecken, wenn ich die Echtheit mit eigenen Augen überprüfen kann und mich nicht von gestylter Propaganda blenden lassen muss.