10/4  Schoko-Boom

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:21

Ich las den Satz gestern. Eingraviert in einen Holztisch, im Aussenbereich einer Confiserie, der zu später Nachtstunde verwaist und leer war: SCHOKOLADE LÖST KEINE PROBLEME – ein Apfel übrigens auch nicht.

Ich geriet spontan ins Grübeln. Wollte das hölzerne Graffitto mit der klug gemeinten Bemerkung ergänzen: „…aber der schafft wenigstens keine neuen!“ Da ich aber keinen Kugelschreiber zur Hand hatte und inzwischen das Tram nahte, unterliess ich es.

Aber der Gedanke an die Schokolade liess mich in der Folge doch nicht mehr ganz los. Eben erst lockten an Ostern die als Eier verkleideten Lindor-Kugeln und die Hasen in allen Farbschattierungen, und stellten den theoretisch Kohlenhydrat-Abstinenten auf eine harte Probe…

Der Blick in die Statistik verblüfft: Die Schweizer Schokolade-Industrie hatte letztes Jahr ihren Umsatz um 2,7 % auf über 190’700 Tonnen gesteigert. Dabei war der Konsum im eigenen Land rückläufig: „nur“ noch 10,5 Kilo wurden pro Kopf vernascht, das sind ganze 500 Gramm pro Person weniger als im Vorjahr. Das Umsatz-Plus ist also dem Export zu verdanken: die Schweiz hat sich neue Märkte erschlossen und diese intensiv bewirtschaftet.

Auch die Schokolade-Manufaktur in Grossbritannien ist auf Expansionskurs: in den zurückliegenden acht Jahren hat sich das Volumen, das in andere Länder ausgeführt wurde, nahezu verdoppelt, nämlich um 84 %.

Was wollen uns diese Zahlen sagen? Der/die Einzelne mag bei uns zwar gesünder zu leben und die Nascherei zu zügeln versuchen, aber weltweit ist die Nachfrage nach dem Stoff, der die Dopamin-Produktion stimulieren kann, nach wie vor im Steigen begriffen. Und das ist angesichts der allgemeinen Weltlage ja eigentlich nachvollziehbar: dass es Regionen gibt, in denen das Bedürfnis nach oral induzierten Glücksgefühlen ausgeprägter ist als hierzulande.