25/4 Was sollen Kids nun essen?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 15:02 |
Eine interessante Debatte findet online statt. Da hat der deutsche Ernährungswissenschaftler Uwe Knop ein Buch publiziert mit einer These, die aufhorchen lässt: die Sorge um eine „gesunde“ Ernährung der Kinder sei unbegründet, denn (verkürzt zusammengefasst) einerseits werde ohnehin massiv übertrieben, wenn von fettleibigem Nachwuchs die Rede sei (mit Blick auf Deutschland) und andererseits regle die Natur die individuelle Nahrungsaufnahme der Kinder so, dass diese sich instinktiv „ausgewogen“ jene Nährstoffe beschaffen würden, die sie für ihre Entwicklung benötigen, und dazu könnten problemlos auch die „ungesunden“ Sachen wir Pommes, Burger und Coke gehören…
Knop feuert dabei auch eine Breitseite ab gegen alle, die mit regulatorischen Auflagen etwa die Werbung für ungeeignete Produkte eindämmen oder mit einer Steuer den Konsum von zu viel Zucker drosseln möchten.
Solche Botschaften kommen in gewissen Kreisen auch bei uns gut an. In der BaslerZeitung hat ein Journalist, der unsere Präventionsbestrebungen mit kritischem Blick begleitet, die Knop-Thesen rezensiert und dabei massive Vorbehalte formuliert gegenüber jeglicher Bestrebung, das Essverhalten der Kinder zu beeinflussen. Im Gegenteil, lautet der Vorwurf, die wachsende Anzahl untergewichtiger junger Menschen sei eine direkte Folge dieser verfehlten und weitgehend wirkungslosen „Ernährung-Erziehung“.
Auf diese Ausführungen reagierte Kinderarzt Marco Janner, Leiter der Adipositassprechstunde für Kinder am Inselspital Bern, mit einer differenzierten Darlegung zur Situation in der Schweiz. Wodurch sich der Journalist seinerseits wieder veranlasst sah, ausführlich zu begründen, weshalb letztlich doch er es sei, der in diesem Disput „recht habe“.
Und jetzt? Was gilt? – Neuere, mit Experimenten belegte Forschungen zeigen, dass auch kleine Kinder durchaus in der Lage sind, aus breitem Angebot eine Auswahl an Speisen zu treffen, die ihren Bedarf an lebenswichtigen Nährstoffen decken. Das setzt aber voraus, dass ihnen eben auch eine reiche Palette von ganz verschiedenen Lebensmitteln geboten wird, darunter auch von „gesunden“. Alle Präventions-Bestrebungen zielen darauf ab, eine einseitige Auswahl zu vermeiden. Und es ist nicht zu leugnen, dass z.B. mit der an Kinder gerichteten Werbung heute ein unverhältnismässig starker Druck aufgebaut wird, Produkte mit zu viel Zucker und Fett zu konsumieren, die überdies das Potenzial haben, „süchtig“ zu machen… Wer von diesem Sachverhalt ablenkt und diesbezügliche Regulierungen bekämpft, der setzt mutwillig die Gesundheit kommender Generationen aufs Spiel.
Und nichts führt daran vorbei, dass es darüber hinaus in der Verantwortung der Eltern liegt, mit gutem Beispiel das „richtige“ Verhalten vorzuleben. Dieses aber muss durch die adäquate Gestaltung der Umwelt überhaupt erst ermöglicht werden.