27/6 Positiv = Negativ ?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:14 |
Das beschäftigt die Leute. Der Begriff „Body Positivity“ taucht seit einiger Zeit immer häufiger in der Diskussion um Schönheitsbegriffe und Körperbilder auf. Ich habe vor knapp einem Jahr an dieser Stelle bereits über eine TV-Diskussion berichtet.
Da viele Menschen mit Gewichtsproblemen an einem beeinträchtigten Selbstwertgefühl leiden, ist es wichtig, sie darin zu unterstützen, nicht falschen Idealen nachzujagen und nicht wegen jedem überflüssigen Pfund in Panik zu verfallen, sondern sie zu ermutigen, sich selber und ihren Körper grundsätzlich zu akzeptieren, so wie sie nun mal sind. Dies ist – und dafür gibt es Indizien – eine der Voraussetzungen dafür, dass man sich ohne emotionale Belastung mit einer Veränderung des Zustandes befassen kann, sofern diese aus medizinischen Gründen nötig ist.
Nun taucht plötzlich eine Studie auf, die besagt, übergewichtige Menschen, die ihr Erscheinungsbild akzeptieren, würden tendenziell eher noch mehr Gewicht zulegen, da sie ihren körperlichen Zustand unterschätzen… also sei die „Body Positivity“ eigentlich eine negative Sache, welche die Betroffenen nur noch zusätzlich ins Gewichts-Elend stürze…
Auf unserer Facebook-Seite haben wir diese Information weitergegeben und zur Diskussion gestellt. Bis jetzt haben schon 2’400 Leute den Beitrag angeschaut und in den Kommentaren geht es heftig zur Sache: hämisch kommentieren die einen, Body Positivity sei demnach ein Alibi für hemmungsloses Schlemmen und man brauche sich über dieFolgen nicht zu wundern, während Betroffene sich wehren und auf ihrem Recht bestehen, ohne permanente Selbstvorwürfe leben zu dürfen… Und überhaupt: die Bewegung gebe es noch nicht lange genug, um bereits Schlussfolgerungen ziehen zu können.
Was ist von diesem Disput zu halten? Es steckt in beiden Positionen ein Kern Wahrheit. Es ist wichtig und richtig, dass Übergewichtige sich nicht auch noch zusätzlich vermeidbare seelische Lasten aufbürden, aber es ist überlebensnotwendig, dass rechtzeitig und gezielt – ohne Panik – jene präventiven Gegenmassnahmen eingeleitet werden, die nötig sind, um zu verhindern, dass Übergewicht und Adipositas zu einer veritablen gesundheitlichen Gefährdung werden und dass die Begleiterkrankungen nicht nur das Selbstwertgefühl, sondern die Lebensqualität als solche beeinträchtigen.
So einfach ist es – und zugleich so kompliziert!