20/9 Was meint das Volk?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 15:49 |
„Klare Mehrheit gegen eine Zuckersteuer“. Gestern hat die Informationsgruppe Erfrischungsgetränke – wobei der Begriff „Erfrischung“ ja ein eigentlicher Etikettenschwindel ist, wenn es um zuckerhaltige Süssgetränke geht – ihre fünfte jährliche Umfrage bei einem repräsentativen Sample von rund 1’000 Befragten präsentiert. Bei dieser Befragung ging es um die Haltung gegenüber bestimmten Aussagen zu Massnahmen im Gesundheitsbereich und eben auch zur Einstellung gegenüber einer „Zuckersteuer“. Nicht verwunderlich, dass nur eine kleine Minderheit der Befragen (rund 25%) eine solche mehr oder weniger befürworten würden.
Die Getränkeindustrie steht weltweit in einem Abwehrkampf gegen eine fiskalische Belastung ihrer Produkte, und wenn sie diese – von der Weltgesundheitsorganisation angelegentlich empfohlen! – nicht aufhalten kann, so versucht sie sie doch wenigstens so lange wie möglich hinauszuzögern, nicht zuletzt durch entsprechende Stimmungsmache gegenüber den politischen Entscheidungsträgern.
Nun liefert die Umfrage zusätzlich auch eine Reihe von interessanten Werten. Über 80% der Befragten gaben an, sie fühlten sich „sehr gut / gut“ informiert in Sachen Ernährung… 71% sind dies bezüglich Bewegung… Also alles paletti?
80% geben an, sie würden die Nährstoff-Kennzeichnung auf den Lebensmittel „häufig“ oder doch „ab und zu“ beachten und für 67% sei diese Kennzeichnung heute „vollständig / eher“ ausreichend. Überraschend hoch (und in den letzten zwei Jahren angestiegen) ist trotzdem die Zustimmung zu einer vereinfachten Kennzeichnung à la „Ampelsystem“, nämlich 74%!
Nun handelt es sich bei dieser Befragung nicht um eine Erhebung empirisch gesicherter, kontrollierbarer Fakten, sondern die Befragerin gfs ist ein Meinungsforschungsinstitut. Die Leute sind also „der Meinung, dass“… sie „meinen“, ausreichend informiert zu sein (ob sie es tatsächlich auch sind, wurde nicht durch konkrete Gegenfragen verifiziert).
Trotzdem werden wir diese Daten in unsere künftigen Aktivitäten mit einbeziehen müssen. Dass sie sich so oder anders interpretieren lassen, wurde auch in dem Streitgespräch klar, das ich gleichentags auf dem Programm von Radio SRF 1 mit dem Süsswasser-Präsidenten führen durfte.