24/10 Ampel-Zoff
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:53 |
Das Thema polarisiert. Die Ankündigung, dass der Lebensmittel-Multi Danone ab kommendem Jahr seine Produkte mit dem Front-Of-Package-Label NutriScore auszeichnen will, hat in Gesundheits- und Präventionskreisen viel Zustimmung gefunden.
Eine kritische Breitseite – ganz im Interesse der hiesigen Anbieter – hat heute im TagesAnzeiger die Journalistin Michèle Binswanger publiziert: Danone-Ampel-System – eine sinn- und nutzlose Idee! – Auch Binswanger stösst ins Horn der Bevormundungs-Klage und sagt (an sich richtigerweise): wer sich über die Nährwerte informieren wolle, finde heute schon alle nötigen Angaben im Kleingedruckten und wer sich darum foutiere, der kaufe und esse ohnehin, was ihm beliebe, ohne Rücksicht auf Labels & Co.
Interessant sind dabei die Feedbacks auf den Artikel: ein breites Spektrum von Ablehnung bis Zustimmung, z.T. verbissen argumentiert, so dass sich kaum abschätzen lässt, welche Meinung nun obsiegt…
Was bei der ganzen Debatte – und auch im Binswanger-Text – jedoch nicht erwähnt wird, das ist einerseits die Tatsache, dass sich die Kennzeichnung ausschliesslich auf „verarbeitete“ Produkte bezieht (und nicht auf natürliche Lebensmittel wie Apfel, Banane, Honig, Käse…), und anderseits das Faktum, dass eben die Lebensmittel-Industrie bisher immer wieder Wege gefunden hat, um die Zusammensetzung einzelner Angebote zu verschleiern, indem sie nicht alle Zuckerarten „verständlich“ deklariert oder die gesetzlich geregelten Auflagen für die Bebilderung und Betextung bis aufs Maximum ausreizt, um marketingmässig optimale Kaufreflexe auszulösen… – Dem allem steht im NutriScore-System eine unabhängige, wissenschaftliche Berwertungs-Instanz gegenüber, die aufgrund der objektiven Fakten und unter Einbezug aller effektiven Nahrungsbestandteile einen „Wert“ ermittelt, der mit einer Farbe und einem Buchstaben signalisiert wird.
Denn nicht jeder, der sich gerne ausgewogen und bewusst ernähren möchte, verfügt über ein internes Rechnungssystem oder die passende App, um sich im vorabendlichen Einkaufsrummel rasch ein zuverlässiges Bild zu machen. Mit Bevormundung hat das aber auch nicht das Geringste zu tun. Im Gegenteil.