17/12  Willkür

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:08

Wie Krankenkassen mit ihren Kunden umgehen ist manchmal skandalös. Einen stossenden Fall hat die Konsumentensendung ESPRESSO von Radio SRF 1 heute publik gemacht. Eine Bariatrie-Patientin hatte von ihrer Kasse schriftlich – und auf Nachfrage hin auch noch mündlich bestätigt – die Zusicherung erhalten, die Kosten für die Straffung ihrer Fettschürze würden übernommen. Die OP wurde sorgfältig vorbereitet, alle notwendigen Massnahmen getroffen, als am Abend vor dem Eingriff die Nachricht eintraf: die Kasse bezahlt doch nicht!

Auf die Recherchen der Konsumentenschützer sagte die Kasse, es sei ihr ein Fehler unterlaufen, man habe „die Diagnose zu spät eingesehen“ und die Kostengutsprache „voreilig erteilt“. Nun ist die Wiederherstellungs-Chirurgie nach Gewichtsverlust tatsächlich nicht in den Pflilchtleistungen der Grundversicherung enthalten, das war der Patientin bewusst. Trotzdem sind Ausnahmen in medizinisch begründeten Fällen möglilch, deshlb hatte sie sich über die Zusage besonders gefreut.

Die abrupte Kehrtwende seitens der Kasse wurde überdies mit einem Hinweis begründet, der irritierend ist: „Der vertrauensärztliche Dienst habe so entschieden“, wird eine Sprecherin der Kasse zitiert. Was soll diese Ausrede? Üblicherseise, wenn es zum Streit über die Kostengutsprache in solchen Fällen kommt, lautet die Argumentation gerade andersrum: der Vertrauensarzt einer Kasse beteuert jeweils auf Nachfrage, seine Beurteilung habe lediglich empfehlenden Charakter, die Entscheide würden allein von der Verwaltung der Kasse gefällt…

Dieser Vorgang zeigt erneut, wie gross der Ermessenspielraum bei dieser Art von Eingriffen ist und dass bei vielen Kassen blanke Willkür herrscht. Es ist höchste Zeit, dass dieser Missstand im Krankenversicherungsgesetz behoben wird und dass die chirurgische Wiederherstellung nach massivem Gewichtsverlust in die Pflichtleitungen aufgenommen wird.

Hier geht es zum ESPRESSO-Beitrag.


Ein Kommentar zu “Willkür”

  1. Heini Hertach sagt:

    Ich habe auch gemeint, ich höre nicht richtig. Was muss denn ein Patient noch tun, um eine zuverlässige Antwort zu erhalten??

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