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Von Heinrich von Grünigen um 15:33 |
Ein kühner Blick in die Zukunft. Nestlé wirft ihn. CEO Marco Settembri, zuständig für den Sektor Europa und Nahost, hat an einem Hearing in Brüssel postuliert, die Lebensmittelindustrie müsse durch neue Technologien einen wesentlichen Beitrag leisten zur gesunden Ernährung der Bevölkerung im Rahmen einer nachhaltigen Produktion, und sich dabei gleichzeitig an die sich laufend verändernden Erwartungen der Konsumenten anpassen. Nestlé wolle diese Herausforderung annehmen und so einen Beitrag leisten „zur Begrenzung oder Beseitigung von Adipositas“. (Das haben wir gehört!)
Bereits heute habe Nestlé durch Neuformulierungen seiner Rezepturen 18’000 Tonnen Zucker aus seinen Produkten „herausgenommen“. Die Reduktion von Zucker und Salz soll dabei schrittweise erfolgen, um den Gaumen der Konsumenten „umzuschulen“. Nach positiven Erfahrungen in England soll das Angebot sukzessive auf andere EU-Länder ausgedehnt werden. Zudem werden die Rohstoff-Zulieferer angehalten, umweltverträglich zu produzieren.
Bis 2025 habe man sich das Ziel gesetzt, nur noch rezyklierbare Verpackungen zu verwenden: bei den täglich 1,2 Milliarden Produkten, die weltweit über die Ladentische gehen, bestehe ein enormes Potenziel, in der Verpackung den Kunststoff-Verbrauch zu reduzieren und die Umwelt zu entlasten.
Die grosse Innovation der Ernährungs-Zukunft bestehe allerdings in der Personalisierung und Individualisierung: dass man jedem Kunden das von ihm gewünschte Essen massgeschneidert anbieten könne. Daran werde mit Hochtouren gearbeitet. Dazu sollen allenfalls auch 3-D-Drucker verwendet werden, mit denen jeder sein persönliches Essen „ausdrucken“ kann…
Als ich beim Lesen der Zusammenfassung der Ausführungen von Settembri an diesem Punkt angelangt war, beschlich mich ein merkwürdiges Gefühl: wenn jeder sein „personalisiertes individuelles“ Essen nach seinem Gusto herstellt, wo ist denn da der Unterschied zur aktuellen Aufforderung, auf hochverarbeitete Lebensmittel zu verzichten und wieder vermehrt mit originalen Materialien „selber zu kochen“? Was soll daran besser sein, wenn mir der teure 3-D-Drucker ein täuschend echtes Spiegelei ausdruckt, als wenn ich das auf dem Markt frisch vom Bauern gekaufte Ei selber in die Pfanne schlage und es so lange brutzeln lasse, bis es so ist, wie ich es am liebsten mag?
Das hätte ich den Herrn Settembri gern gefragt…
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 16:38 |
Themensuche auf Umwegen. Ich hatte gelesen, dass eine neuerliche Analyse des Mageninhalts der Gletschermumie „Ötzi“ den Beweis erbracht habe, dass der „Eismann“ sich nicht, wie anfänglich vermutet, vorwiegend vegan ernährt habe, sondern dass er ausgiebig tierische Fette und und Wildbret gefuttert habe, nebst Pflanzen und Körnern. Eine insgesamt ausgewogene Nährstoff-Mischung, abestimmt auf seine Lebensbedürfnisse.
Auf der Suche nach einer deutschen Quelle zu diesem Thema bin ich unausweichlich auf eine lange Liste von Berichten gestossen, die sich nicht mit dem Mann aus dem Eis befassten sondern mit dem singenden Burschen mit der gestrickten Kappe, der den Namen des Gletschermannes annektiert hat und sich „DJ Ötzi“ nennt: dieser hat in kurzer Zeit 11 Kilo abgenommen und die Gazetten überschlagen sich vor Bewunderung.
Und gleichzeitig berichten die Glanzhefte auch über viele andere Promis, die ihr Übergewicht teilweise losgeworden sind… einer davon ist mein alter Weggefährte Ottfried Fischer. Wir hatten uns vor Jahren einmal geschworen, „nie abzunehmen“, wenn wir uns jeweils im Rahmen von Kabarett-Tagungen begegnet sind. Und nun hat uns beide das Leben eines anderen, besseren belehrt: aus Gründen der Gesundheit mussten wir uns verschlanken, wie offenbar so viele andere auch.
Spannend wird es sein, zu verfolgen, wer mit welcher Methode wie viel schafft, und vor allem: wie lange der so belobigte Erfolg dann effektiv anhält. Wir drücken uns die Daumen.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:26 |
Kürzlich nahm ich an einem Workshop teil. Wir waren als ExpertInnen eingeladen worden, um erste Resultate eines nationalen Forschungsprojektes zu diskutieren. Dabei ging es um die Frage, mit welchen Massnahmen und Anreizen sich eine „richtige“, gesunde Ernährung und gleichzeitig die nahhaltige, umwelt-bewusste Produktion von Lebensmitteln fördern liesse.
Zunächst wurden die Resultate diverser Befragungen und Analysen präsentiert, wie sie dann im Schlussbericht aufscheinen werden. Im Experten-Gespräch über die Zusammenhänge zwischen gesunder und umweltverträglicher Ernährung wurde darüber diskutiert, welche Empfehlungen auf welcher Ebene einen positiven Einfluss auf die gewünschte Entwicklung haben könnten.
Dabei kamen zahlreiche Ideen und Anregungen auf den Tisch. Eine davon betraf die Schaffung und Einführung eines neuen „Umwelt-Labels“ für Lebensmittel, das die KonsumentInnen darüber aufklären würde, wie gross oder klein der ökologische Fussabdruck eines bestimmten Produktes ist. Dies könnte den Kauf-Entscheid beeinflussen und sich so positiv auf die Herstellung des Produktes auswirken…
Ich trat dieser Auffassung entschieden entgegen. Ich bin klar der Meinung, dass eine nachhaltige und umweltbewusste Produktion nicht auch noch an den Konsumenten delegiert, sondern nur auf dem Gesetzweg durch strikte Regulierung erzwungen werden kann. Um das zu illustrieren gebrauchte ich ein Bild aus unserer Alpenwelt. Dieser Vorschlag komme mir vor, sagte ich, wie wenn man in den Bergtälern bewusst darauf verzichten wollte, Lawinen-Verbauungen zu erstellen, und dafür der Bevölkerung in den Dörfern Schnee-Schaufeln verteilte, verbunden mit einer Instruktion, wie man diese möglichst effizient benutzt. Und wenn es hoch kommt, gibt es pro Gemeinde noch einen Bernhardiner Barry.
Das kann nicht die Lösung sein. Hier ist die Politik in der Verantwortung. Im Herbst sind Wahlen.