11/9 Ist der „Hype“ vorbei?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 14:44 |
Eine eher kühne Behauptung. Der „Ernährungs-Hype“ sei „vorerst gesättigt“. Zu diesem Fazit kommt der 6. Monitor Ernährung und Bewegung, der vom Marktforschungsinstitut gfs im Auftrag der Getränkehersteller bei 1’000 Erwachsenen in der Schweiz erhoben wurde. Die Fragestellungen waren dabei identisch mit denen der Vorjahre, so dass sich im Verlauf der Zeit Entwicklungen und Trends ablesen lassen.
Etwas mehr als die Hälfte der Befragten haben mitbekommen, dass die Lebensmittelindustrie sich freiwillig darum bemüht, den Zuckergehalt bestimmter Produkte zu senken… die andere Hälfte interessiert das (offenbar) nicht. Von denen, die das realisiert haben, sind allerdings 79 Prozent der Meinung, diese Reduktion sei (noch) zu gering. Der Anteil derer, denen Ernährungs- und Bewegungsfragen am Allerwertesten vorbeigehen, ist seit dem letzten Jahr von 16 Prozent auf 23 Prozent angewachsen, während die Zahl der „sehr Interessierten“ um ganze 10 Prozent zurückgegangen ist. Zwar halten noch immer 86 Prozent der Befragten eine „ausgewogene Ernährung“ – was immer sie darunter verstehen – für wichtig bzw. sehr wichtig, aber die Zahl derer, die dies eher nicht für wichtig halten, hat sich seit letztem Jahr verdoppelt. Dieser Befund korreliert mit der Feststellung, dass fast 60 Prozent der Befragten der Meinung sei, rund um das Thema Ernährung und Gesundheit werde „ein zu grosses Tamtam gemacht“.
Wer denn dieses „Tamtam“ macht, das geht aus der Befragung nicht hervor. Sind es amtliche Verlautbarungen? Sind es Informationen von Gesundheitsligen? Sind es die zahllosen Food-Plattformen und die Influencer-Statements in den sozialen Medien? Oder all die Werbebotschaften für Wunder-Diäten, Power-Foods, angebliche Go’s und No-Go’s in der Ernährung..?
Gleichzeitig wünscht sich aber nach wie vor eine deutlich Mehrheit eine transparente und vollständige Deklaration der Nährwerte, am liebsten per „Ampel“ und fast 90 Prozent wehren sich dagegen, dass Fertiggerichte „versteckten Zucker“ enthalten. Interessanterweise hat die Anzahl derer, die der Meinung sind, dass zuviel an Zucker generell gesundheitsschädigend ist und daher staatlich eingeschränkt werden sollte, seit der letzten Befragung um 6 Punkte auf 32 Prozent gesunken.
Was bedeuten nun diese Fakten für uns Patienten- und Gesundheitsorganisationen? – Die Botschaft ist deutlich: wir müssen am Ball bleiben, müssen sachlich und wissenschaftlich fundiert informieren und aufklären, ohne mit dem Mahnfinger zu drohen. Wir müssen es immer und immer wieder betonen, auf das Risiko hin, einer kleinen Anzahl von „Unbelehrbaren“ auf die Nerven zu gehen. Das „Zucker-Problem“ ist mit den Mikro-Massnahmen, die bis jetzt eingeleitet wurden, noch lange nicht gelöst. Wir müssen mit vereinten Kräften klare Positionen vertreten und gleichzeitig jene loben, die uns auf diesem Weg auch mit kleinen Schritten unterstützen.