30/10  Selbstmanagement

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:36

Hilf dir selbst, so hilft dir Gott. Das Sprichwort stammt wohl aus einer Zeit, in welcher der Glaube an die Allmacht Gottes noch intakter war als heute. Und doch ist die „Selbsthilfe“ ein wesentlicher Faktor für Menschen, die mit einer Krankheit kämpfen, vor allem, wenn diese chronisch ist.

Im Rahmen der Strategie gegen nichtübertragbare chronische Krankheiten (NCD) hat das Bundesamt für Gesundheit BAG im Zusammenarbeit mit anderen Trägern zu einer Tagung eingeladen: Forum SELF – Good practice-Angebote zur Selbstmanagement-Förderung. Teilgenommen haben rund 120 Vertreterinnen und Vertreter von nationalen, kantonalen und kommunalen Gesundheitsbehörden, Patientenorganisationen, Krankenkassen, NGOs, medizinischen Fachgesellschaften und Selbsthilfe-Institutionen.

Zentrales Thema war die Förderung der Gesundheits-Kompetenz bei Betroffenen und deren Angehörigen. Vorgestellt wurden eine Reihe von Konzepten und Angeboten, die sich in der Praxis bewährt haben, hauptsächlich ausgerichtet auf die Thematik von Sucht und Psychischen Erkrankungen, aber auch anderer Krankheitsbilder wie Diabetes, COPD, Herzinsuffizienz und Selbstmord-Risiko.

In verschiedenen Workshops wurde über ausgewählte Modelle diskutiert, insbesondere auch unter dem Aspekt der nachhaltigen Finanzierung solcher Angebote, sowie der neuen technischen Möglichkeiten durch die Digitalisierung. Es war eine breit gefächerte, informative Palette, die eine Fülle von Anregungen und Impulsen bot. Einen tiefen Eindruck vermittelte ein Podiumsgespräch mit Betroffenen, die in berührender Offenheit über den Umgang mit ihrer Krankheit und die Hilfe berichteten, die sie in Selbstmanagement-Gruppen gefunden haben und die sie an andere weitergeben können.

Eine lobenswerte und wichtige Initiative, die viel Gutes bewirkt. Sie liess bei mir nur eine Frage offen: so hilfreich diese Angebote für die einzelnen Betroffenen sein mögen – wie sieht es mit der „Breitenwirkung“ aus? Wie viele Menschen können dadurch den Umgang mit ihrer Krankheit verbessern, gemessen an der totalen Anzahl der Betroffenen? Dargestellt an unserem eigenen Beispiel der Adipositas: da gibt es eine halbe Million von Erwachsenen, die an dieser Krankheit leiden. Und es gibt 25 Selbsthilfegruppen, die sie beim Selbstmanagement unterstützen können. In jeder dieser Gruppen sind im Schnitt 30 PatientInnen und Angehörige organisiert. Das sind 750 Leute, wenn es hoch kommt: 1’000. Das wären dann nach Adam Riese gerade mal 2 Promille.

Da gibt es noch Luft nach oben…