4/11  Zuckerbombe

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:58

Weniger wäre mehr. Und unser Gesundheitsminister rühmt sich mit dem „Erfolg“ seiner Vereinbarung mit den Lebensmittelfabrikanten, in einzelnen Joghurts den Zuckergehalt um bis zu sagenhaften 10 Prozent (!) reduziert zu haben: waren früher auf 100 Gramm Joghurt 17 Gramm zugefügter Zucker, so sind es jetzt nur noch 15,3 Gramm. Wahnsinn… Jetzt werden wir alle schlank!

Am Samstag habe ich für einen Familienbrunch wieder mal in der Migros das ganz normale „Classic“-Himbeer-Joghurt gekauft. Still und heimlich sind die Becher angewachsen von früher 180 Gramm auf neu runde 200 Gramm. Der Zucker-Anteil beträgt 12 Gramm auf 100, im ganzen Becher hat es also 24 Gramm zugefügten Zucker, das weist die Nährwert-Angabe aus. Und dahinter steht die Kolonne mit dem prozentualen Anteil am „empfohlenen Tagesbedarf“, der sogenannten Referenzmenge für einen durchschnittlichen Erwachsenen. Da steht eine überraschende Zahl: die 24 Gramm Zucker seien 27 Prozent des empfohlenen Tagesbedarfs… also quasi ein Viertel. Wenn man das hochrechnet, kommt man auf sage und schreibe 100 Gramm Zucker als Referenzmenge für den „empfohlenen“ Zuckerkonsum!?!

Was läuft da schief? Man weiss, dass die WHO einen täglichen Maximal-Konsum an zugefügtem Zucker von 50 Gramm empfiehlt, und schon das ist das Resultat eines Power-Lobbyings der globalen Zuckerindustrie. Und wer auf sein Gewicht achten oder gar abnehmen will, sollte wenn immer möglich total auf zugefügten Zucker verzichten und beim natürlichen Fruchtzucker vorsichtig sein…

Ist das nun eine Irreführung der KonsumentInnen? – Nein, denn es ist ja offen deklariert. Aber ist es auch „richtig“ und „korrekt“? Oder habe ich dummerweise die Prozent-Angaben in der Deklaration völlig falsch interpretiert? Vielleicht kann jemand Licht in die Zucker-Finsternis bringen und die Bombe entschärfen..?