20/2  Die Sache mit der Milch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:50

Jahrzehntelang war sie als Superfood beworben worden. Die Kuh Lovely verblüffte mit virtuoser Ballakrobatik und profilierte sich als waghalsige Freeclimberin auf Berggipfeln und vielen anderen Action-Stunts mehr, um zu beweisen, wie gesund und knochenstärkend doch der weisse Kuhsaft in unserem Leben sei. Zwar gab es gelegentlich wissenschaftlichen Widerspruch, aber der wurde von der Milch-Lobby mit der PR-Walze jeweils weggefegt.

Gleichzeitig nahm die Anzahl der von Lactose-Intoleranz Betroffenen stetig zu (obwohl auch hier die Ansichten der Fachleute auseinander gehen, wie weit es sich bei allen Fällen um „echte“ Intoleranz handelt), auch die Gemeinde der VeganerInnen ist – wenn auch noch klein – im steten Wachstum begriffen, und in den Lebensmittel-Läden nimmt das Regal mit den unterschiedlichsten Milch-Ersatz-Formaten immer mehr Raum ein.

Und nun geht Kanada voran und verbannt Milchprodukte ganz aus ihren Ernährungsempfehlungen. Statt dessen werden für den Eiweiss-Anteil vorwiegend pflanzliche Nahrungsmittel vorgeschlagen (moderater Fleischgenuss ist gerade noch toleriert). Dies nicht in erster Linie aus gesundheitlichen Überlegungen, sondern vor allem unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit in der Produktion.

Erst kürzlich haben US-Forscher-Teams in verschiedenen Veröffentlichungen darauf hingewiesen, dass ein hoher Milchkonsum keine gesundheitlichen Vorteile bringt, dass frische, eisgekühlte Milch zwar herrlich schmeckt… aber dass damit auch Risiken einhergehen können, wie z.B. eine erhöhte Knochenbruch-Gefahr bei Männern. Sie regen daher an, die US-Behörden sollten dem kanadischen Beispiel folgen und die Kuhmilch ebenfalls zurückhaltender beurteilen. Nicht ganz verbieten, aber eben doch abrücken von der klassischen Empfehlung, zu einer gesunden Ernährung gehörten mindestens drei Portionen Milchprodukte pro Tag.

Die einzige Milch, die uneingeschränkt zum regelmässigen Konsum empfohlen wird, bleibt also die Muttermilch. Für menschliche wie tierische Babies.