25/5  Adam Riese

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:20

Rechnen war in der Schule nie meine Stärke. Das hatte wahrscheinlich mit meinen Augen zu tun, deren starke Kurzsichtigkeit erst in der 3. Klasse offiziell realisiert wurde. Vorher war das Wandtafelrechnen für mich eine Mischung aus Spiessrutenlaufen, Scham und Angst: wir hatten so eine hölzerne Installation mit drehbaren Stäben, auf denen Zahlen aufgemalt waren, die in jeweils unterschiedlicher Konstellation multipliziert, addiert, dividiert oder subtrahiert werden mussten. Da ich aber von meinem Platz aus die Zahlen gar nicht lesen konnte, war für mich der Umgang mit diesen identisch mit realer Versagensangst, sobald es ums Rechnen geht…

Se non e vero… so ist es doch eine gute Ausrede für meine Rechenschwäche. Mit einer solchen sehe ich mich aktuell konfrontiert, wenn ich heute lese, dass den Spitälern in der Schweiz durch die Corona-Krise ein finanzieller Schaden in der Höhe von insgesamt 1,5 bis 1,8 Milliarden Franken entstanden sei. Dabei stolpere ich nicht über die Höhe des Betrags, da offenbar im Zeichen von Corona die „Milliarde“ zur gängigen Währung für alles geworden ist. Nein, was mich irritiert, ist die Formulierung „Schaden“ im Zusammenhang mit den Gesundheitskosten: wenn den Spitälern Einnahmen in der Höhe von knapp 2 Milliarden entgangen sind, so wurde dieser gleiche Betrag doch plus/minus bei den  Krankenkassen eingespart! Das heisst: das Gesundheitssystem wurde finanziell entlastet. Und das kann doch kein Schaden sein?

Bei der Finanzierung unserer Gesundheit wurde mir in den letzten Tagen ohnehin ein abgrundtiefer Widerspruch bewusst: da habe ich einerseits kürzlich an einer Video-Konferenz teilgenommen, bei der es um die Frage ging, wie weit durch Präventions-Programme der NGOs die Gesundheitskosten positiv beeinflusst – also gesenkt – werden könnten, während parallel dazu in vielen sozialen und anderen Medien die Forderung artikuliert wird, es sollten die Gehälter der Gesundheits-Fachleute, die sich jetzt als die wahren Corona-HeldInnen erwiesen haben, deutlich verbessert werden! Aber das wird ja dann die Gesundheitskosten deutlich erhöhen…

Was wollen wir nun? Senken oder Erhöhen? Das Geld dafür muss ja von irgendwoher kommen… oder können wir jetzt die „fehlenden“ Spital-Einnahmen umlagern? – – Wie gesagt: Rechnen ist noch immer nicht meine Stärke.