8/7  Von A bis E

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:00

Lob ist angesagt. Für den Lebensmittel-Retailer ALDI-Suisse. Als erste Kette führt er seit Anfang Juli in seinen Filialen auf seinen Produkten den Nutri-Score ein: ein einfaches, leicht verständliches Lebensmittel-Label auf jeder Packung (nur auf verarbeiteten Produkten), die es allen, die sich beim Einkauf bewusst verhalten wollen, leichter macht, den gesundheitsrelevant „richtigen“ Entscheid zu treffen.

Im letzten Newsletter hat ALDI-Suisse diese Einführung angezeigt und auch wichtige Hintergrund-Informationen zum Nutri-Score-System geliefert. Damit setzt er seine Konkurrenten gewissermassen unter Zugzwang, denn bei Migros und Coop spricht man zwar wenigstens davon, sich eine solche Option zumindest zu überlegen… aber reale Aktionen sind noch nicht sichtbar, bis auf die wenigen Marken-Produkte, die den Score von sich aus schon eingeführt haben, sei es von Danone (die hier eine Pionier-Rolle einnahmen) oder von Nestlé, die allerdings nur einige ausgewählte Lebensmittel auszeichnen.

Die Einführung des Nutri-Score wird in der Schweiz bis auf weiteres nach wie vor auf freiwilliger Basis gehandhabt. Das zuständige Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) führt die Oberaufsicht über das Projekt, kann aber keinen Zwang auf eine zügige Umsetzung ausüben. Für ein Obligatorium fehlt hierzulande der politische Wille, aber vielleicht ist auch einfach die Zeit noch nicht reif (genug). Vielleicht braucht es in dieser Frage noch weiteren Druck im Parlament.

Ja, und dann gibt es auch noch die Kritikaster, die an allem etwas auszusetzen haben. Wie kürzlich am Radio gehört, wo eine verdiente Ernährungsberaterin das System in Frage stellte, weil es Menschen gebe, die krankheitsbedingt eine bestimmte, eventuell kalorienreichere Ernährung brauchten, und für die daher der Hinweis auf ausgewogene, nicht allzu hochkalorige Nahrungsmittel eine falsche Empfehlung wäre… – Man kann ja in jeder Suppe ein gespaltenes Haar finden!

Ich jedenfalls freue mich jedes Mal, wenn ich auf einer Verpackung das farbenfrohe Signal sehe: weiter so!




7/7  Vorsicht: Fettleber!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:59

Am Anfang steht ein Missverständnis. Es ist leider weit verbreitet, dummerweise auch bei Menschen, die bewusst auf eine gesunde Ernährung achten wollen. Sie wissen, dass bei ZUCKER aufgepasst werden sollte, weil wir grundsätzlich zuviel davon zu uns nehmen. 25 Gramm pro Tag wären die anzustrebende Höchstmenge (gemäss Weltgesundheits-Organisation), aber über 100 Gramm täglich sind es in der Realität (durchschnittlich).

Also achten die Ernährungsbewussten auf die Deklaration. Und viele sagen sich, wenn schon, dann wenigstens den „natürlichen“ Zucker wählen. Nun kommt der Süssstoff unter vielen, ganz verschiedenen Bezeichnungen und Namen daher, die es nicht immer leicht machen, ihn als solchen überhaupt zu erkennen. Aber, so denkt man, am natürlichsten sind doch allemal die Früchte. Der in diesen enthaltene Zucker kann daher nur gesund sein. Und wenn in einem Produkt „Fructose“ drin ist (also: Fruchtzucker), dann ist das unbedenklich.

Ein fataler Irrtum! Von allen Zuckerarten ist Fructose die verhängnisvollste, denn sie ist so konstruiert, dass sie beim Stoffwechsel praktisch lückenlos in Fett umgewandelt wird. Vor allem, wenn sie in der Nahrung im Übermass vorhanden ist. Dann flutet sie die Darmflora, kann von dieser nicht verarbeitet werden und führt zu einer Verfettung der Leber.

Fructose ist eine der wichtigsten Ursachen für die „Nicht-alkoholische Fettleber“ (abgekürzt auch NASH genannt), wie eine aktuelle Studie – an Mäusen – von US-Universitäten gezeigt hat. Es ist davon auszugehen, dass analoge Wirkungen auch beim Menschen nicht auszuschliessen sind. Daher ist es höchste Zeit, mit dem landläufigen Missverständnis vom „natürlichen, daher gesunden“ Fruchtzucker aufzuräumen und nicht nur die Zusammensetzung der Kohlenhydrate in unserer Nahrung kritisch zu hinterfragen, sondern überhaupt so wenig „Zucker“ wir nur möglich zu konsumieren. Unser Organismus dankt es uns.




6/7  Körperlich

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:42

Sie hat mich eine Woche lang begleitet. Diese Stimme aus dem Radio, früh am Morgen, wenige Minuten nur, aber nachhaltig einprägsam für den ganzen Tag. Es sind kurze Geschichten, Miniaturen aus dem Alltag, Betrachtungen und Gedanken zu alltäglichen Begebenheiten, verblüffend und sehr persönlich.

Die Stimme gehört einer Frau. Sie hat einen fast mädchenhaften Anflug in der Tonalität und nimmt vom ersten Satz weg gefangen: man merkt auf und hört zu, ist gespannt auf das, was sie zu sagen hat. Und vor allem: wie sie es sagt.

Die Frau ist Julia Weber. Ihre Texte habe ich schon in der Zeitung gelesen, wo sie ab und zu Kolumnen schreibt. Auf Schriftdeutsch allerdings, da ist sie mir eigentlich nicht besonders aufgefallen. Aber im Radio ist sie physisch präsent, ihre Stimme eben, die hat eine körperliche Ausstrahlung im Dialekt und in der Art, wie sie artikuliert, wie sie die Worte formt, die Sätze gliedert und wie sie beiläufig überraschende Bilder durch unerwartete Formulierungen entwirft.

Ihr letzter Beitrag am Ende der Woche galt einem Thema, das uns nur zu vertraut ist und das man mit „Bodypositivity“ umschreiben könnte. Eine Frau steht in der Badeanstalt unter der Dusche und macht sich Gedanken über ihren eigenen und über die Körper der anderen Duschenden, im Vergleich zu den Frauenkörpern, wie sie in der Werbung dargestellt und abgebildet sind… Aber was schreibe ich da? Was sie sagt und wie sie es sagt, das muss man sich anhören. Und mitnehmen in den hundsgewöhnlichen Alltag, der uns immer wieder mit Selbstzweifeln konfrontiert, obwohl diese zutiefst falsch und unnötig sind. Man muss es hören.