Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 16:47 |
Jetzt weiss ich es also. Schon zweimal hatten mich für kurze Zeit Anflüge von Corona-Symptomen heimgesucht. Das erste Mal im März, als Infektionstests noch Mangelware waren und nur im Ausnahmefall und unter strengsten Sicherheitsbedingungen durchgeführt wurden. Ich lag damals vier Tage im Bett mit Schüttelfrost, Muskel- und Gliederschmerzen, Schluckweh… aber ohne Fieber. Das zweite Mal erwischte es mich vorletzte Woche mit plötzlichen Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit, diesmal nur für zwei Tage. Aber ich stellte mir doch die Frage, ob ich da irgendwie von einer Ansteckung gestreift worden sei, denn man hört und liest ja auch, dass es Fälle gibt, in denen eine Infektion still und heimlich, ohne die ausgeprägten Symptome verläuft.
So benutzte ich denn gestern die Gelegenheit, mich im Spitalzentrum Triemli testen zu lassen. Zwei Container standen auf dem Parkplatz, davor zwei weisse Zelte und vor dem ersten eine Schlange von rund zehn Personen, die alle darauf warteten, getestet zu werden. Alle trugen Masken. Wer eine aus Stoff hatte, dem wurde diskret eine hellblaue Wegwerfmaske in die Hand gedrückt. Dann ging es ans Warten. Nach einer guten Stunde hiess es, ein Anmeldeformular auszufüllen. Dieses wurde auf ein Computer-Blatt übertragen, dann wurde weiter gewartet.
Nach einer halben Stunde ging es ratz-fatz zur Sache: Wattestäbchen tief in die Nasenhöhle (autsch!), dann nochmals weit in den Rachen zur Zungenwurzel (würg!) – und fertig. Ob ich akute Symptome hätte, fragte die Ärztin im Schutzanzug. Da ich verneinte, meinte sie fast vorwurfsvoll: dann müssen Sie den Test selber bezahlen!
Innerhalb von 48 Stunden sollte die Information über das Ergebnis kommen, schwarz auf weiss, per Mail. 26 Stunden später dann der Bescheid: Negativ getestet.
Was heisst das nun in der Praxis? Ich bin zwar – momentan – nicht ansteckend, muss aber dennoch als Angehöriger einer multiplen Risiskogruppe nach wie vor auf der Hut sein und darf mich keinem Risiko aussetzen, im Interesse meiner Umwelt, meiner Familie und vor allem meiner Enkelschar… Es kann mich also immer noch jederzeit „erwischen“, mit all den möglichen Folgen, egal, ob von Besserwissern bestritten oder nicht. Und ab morgen muss ich mich ernsthaft mit der Frage befassen, ob ich mir nicht doch eine elegante, individuelle Stoffmaske zulegen sollte.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 16:44 |
Der Gedanke intrigiert mich. Mit den erneut ansteigenden Infektions-Zahlen erwägen immer mehr Kantonsregierungen, die Masken-Tragpflicht auszuweiten auf immer neue Bereiche: auf Geschäftslokale, Theater, geschlossene Räume, Warteschlangen… Das ist ja an sich nicht ungewöhnlich, wer sich in Deutschland aufhält kennt das aus einzelnen Bundesländern, wo in der gesamten Öffentlichkeit ein rigoroses Masken-Obligatorium besteht.
Als multipler Risikogrüppler bin ich natürlich bestrebt, einer möglichen Ansteckung wenn immer aus dem Weg zu gehen. Ich vermeide konsequent Menschenansammlungen, halte in der Migros Abstand zu allen anderen KundInnen, desinfiziere meine Hände und die Gegenstände, bevor ich sie berühre, und wenn ich mich „draussen“ bewege, dann nur mit dem Velo. Dabei trage ich allerdings (noch) keine Maske. Aber ich mache mir meine Gedanken:
Mit der zunehmenden Verpflichtung zum Maskentragen steigt einerseits der Verbrauch, andererseits stellt sich das Entsorgungs-Problem. Wenn man die amtlichen Anweisungen strikt befolgen würde, müsste man die blaue Maske alle zwei Stunden abnehmen, ohne sie am Stoffteil zu berühren, sie vorsichtig in einem verschliessbaren Beutel verstauen und diesen berührungsfrei quasi als Sondermüll in ein geschlossenes Behältnis deponieren… Und dann die Hände waschen, als hätte man frisches Pouletfleisch berührt…
Das mache ich nicht. Ich habe eine Maske stets griffbereit in meiner Pochetten-Tasche und dort verschwindet sie wieder, wenn sie nicht mehr benötigt wird. Ich behandle sie nicht wie einen schwer toxischen Gegenstand… wenn auch mit gemischten Gefühlen. Und ich frage mich: wie massiv muss denn die Belastung durch meine Atemluft und durch die mich umgebende Atmosphäre sein, dass die Maske so gefährlich wird? Wenn ich eine Viertelstunde mit dem Velo unterwegs war, müssten doch auch meine Kleider ebenso viral verseucht sein wie das Masken-Vlies!? Müsste ich dann nicht durch eine Dekontaminations-Schleuse und mich neu einkleiden, ehe ich ins Büro darf?
Wie real ist die Corona-Gefährdung aus der Luft, etwa im Unterschied zu einem atomar verstrahlten Gelände oder einem Areal, auf dem sich ein Zwischenfall mit giftigen Chemikalien ereignet hat? Wenn vor Jahren die Chinesen in der Innenstadt Schutzmasken trugen, weil die Luftverschmutzung durch Abgase so toxisch war, dass man die Hand kaum noch vor Augen sah, so war das irgendwie nachvollziehbar… Aber wenn ich mich hier und heute bei strahlendem Sonnenschein aufs Velo schwinge..?
Ich will nicht in den Chor der besserwissenden Skeptiker einstimmen, die jedes Corona-Risiko klein zu reden versuchen. Aber ich habe noch Mühe mit der Vorstellung, dass vor meiner Haustür eine giftige Aussenwelt herrschen soll, vor der ich mich schützen muss, während mir gleichzeitig empfohlen wird, die Wohnung regelmässig (mit ebendieser Aussenluft) zu lüften, um die Gefahr der virenträchtigen Aerosole abzuwenden…
Paradox, oder?
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 14:58 |
Nein, nur mit einer Kochsalzlösung gefüllt. Das wird der Magenballon, nachdem er leer über die Speiseröhre in den Magen eingeführt wurde.
Unvergesslich ist mir die Aussage der ehemaligen Show-Biz-Queen Nella Martinetti, die in den letzten Jahres ihres Lebens buchstäblich mit ihrem Gewicht kämpfte, aber gleichzeitig jede medizinische Intervention kategorisch von sich wies. In einem TV-Gesundheitsbeitrag wurde damals die noch kaum bekannte Technik des Magenballons vorgestellt und im Gespräch mit dem Adipositas-Spezialisten Horber sagte sie sinngemäss: Ok, wenn es unbedingt sein müsse und sie sonst nicht abnehmen könne, würde sie sich überlegen, „ein Ballönli“ einsetzen zu lassen…
Aber die Fachwelt ist sich heute aufgrund der bisherigen Erfahrungen einig: der Magenballon ist keine anerkannte und akzeptierte Therapie gegen Adipositas. Der Eingriff wird von den Krankenkassen nicht bezahlt, die Nebenwirkungen können massiv die Lebensqualität beeinträchtigen und der Ballon muss nach 6 bis 12 Monaten wieder entfernt oder ersetzt werden. Wird er herausgenommen, schnellt das Gewicht erneut nach oben.
Umso erstaunter war ich, als ich vor einigen Wochen in einer Zeitungsbeilage von mediasolutions zum Thema Gesundheit einen „Fachbeitrag“ eines Arztes las, der in seiner Klinik am Bodensee (auf der deutschen Seite) eben diesen Ballon als ideale Methode für eine „richtige, schonende und nachhaltige“ Adipositas-Therapie anpreist, unter anderem mit dem Argument, dass die eingesetzte Kugel das Magenvolumen verkleinert und dadurch zu einer früheren Sättigung führe, dass man dabei aber keine Diät einhalten müsse, sondern genau so weiter essen könne wie bisher…
Die Belobigung dieses „kleinen Routeine-Eingriffs“ und die Verharmlosung allfälliger Nebenwirkungen erachte ich als fahrlässige Irreführung aka Verarschung einer Patientenschaft, die bereit ist, nach jedem Strohhalm zu greifen. (Wenigstens wird auf der Webseite der Klinik noch darauf hingewiesen, dass für eine optimale Wirkung das Ess- und das Bewegungs-Verhalten verändert und angepasst werden sollten…)
Natürlich kann man mit dem Ballon abnehmen. Zuweilen wird er eingesetzt, wenn ein Patient im Hinblick auf eine Bypass-OP bereits Fett verlieren muss, damit der Eingriff überhaupt ausgeführt werden kann. Oder wenn besondere Krankheiten eine andere Intervention verbieten. Aber das sind klinische Sonderfälle. Was mir mehr zu denken gibt, das ist die fachliche Kompetenz der Beilagen-Redaktion, die einen solchen PR-Beitrag mit offensichtlichen Fehlinformationen quasi unbesehen ins Blatt nimmt. Soviel zum Zustand der Fachpresse.
Kategorie: Allgemein
Von Heinrich von Grünigen um 15:55 |
Von wegen. Da bist du also vier Wochen nicht im Büro und denkst, du könntest so richtig abschalten, Tapetenwechsel und tief durchatmen, nicht mehr an all die Dinge denken, mit denen du dich jeden Tag befasst hast, um dann locker und tiefenentspannt, mit aufgeladenen Batterien die anstehenden Pendenzen zügig an die Hand zu nehmen…
Weit gefehlt. Das mediale Umfeld ist allgegenwärtig und ereilt dich, wo du dich auch aufhältst. Den sozialen Medien bist du offenbar schon so weit verfallen, dass du sie täglich überprüfen musst, um regelmässig auf Dinge zu stossen, die dich nerven (oder erfreuen), auf die du reagieren möchtest und müsstest… aber du tust es nicht, du bist schliesslich in den Ferien.
Und alles wird überlagert von dem unsäglichen Kleinkrieg der Meinungen rund um das Phänomen einer Epidemie, vor der die Mehrheit der Experten immer noch warnen, während eine kleine Gruppe von Skeptikern in immer schrilleren Tönen uns davon zu überzeugen versucht, dass das alles nur eine herbeigeredete und -geschriebene Hysterie sei und in Wirklichkeit nicht nur gesundheitlich ungefährlich sei, sondern uns darüber hinaus hinaus auf direktem Weg in die Sklaverei einer gewissenlosen Elite von Kriminellen führe, die längst im Verborgenen die Weltherrschaft übernommen haben.
Das Tragen eines hellblauen Zellstoff-Stücks vor Mund und Nase wird so zum Symbol für die bedingungslose Kapitulation und für die Abschaffung sämtlicher bürgerlicher Rechte und Privilegien, die wir uns in einem jahrhundertelangen Prozess als freie Bürger erkämpft haben.
Dass auch Leute, denen man ein Mindestmass an Bildung zugestehen möchte, solchen Schwachsinn eilfertig übers Internet verbreiten und sich dabei etwas auf ihre Fähigkeit zur kritischen Hinterfragung einbilden, war in diesen Wochen sowohl Anlass zu Erheiterung wie zu bösen Zweifeln am Niveau des öffentlichen Diskurses…
Aber item: ich konnte mich beherrschen und habe von schnöden Kommentaren abgesehen. Jetzt sortieren wir die Pendenzen und tragen das ab, was wirklich wichtig ist.
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