6/4 Pharma-Boom
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:42 |
Es ist ein allgemeines Vorurteil, dass Schotten geizig seien. Darüber hinaus sind sie aber auch noch dick. Die Adipositas-Prävalenz in Schottland kommt gleich nach USA… und eine Untersuchung der Regierung hat gezeigt, dass der Konsum von – legalen – Gewichts-Reduktions-Pillen sich in den letzten Jahren verfünfundzwanzigfacht (!) hat.
Dabei geht es um die drei auch hierzulande bekannten Präparate: Xenical, Reductil und Acomplia (das bei uns inzwischen wieder vom Markt genommen wurde). Wie ist dieser massive Anstieg des Medikamenten-Verbrauchs zu erklären? Einerseits mit der intensiven Kampagne der Behörden, die auf die Adipositas-Problematik hinwiesen, anderseits mit einer allenfalls unbeschwerteren Verschreibungspraxis bei den Ärzten in Schottland…
Kritische Beobachter der Gesundheits-Szene fragen sich allerdings, ob diese Entwicklung nicht ein Signal in eine falsche Richtung bedeute: dass die Auffassung vorherrscht, das Gewichtsproblem lasse sich mit dem Einwerfen von ein paar Pillen ohne eigenes Zutun lösen… und, meinen sie, eine Umstellung des Lebensstils wäre nachhaltiger und auf Dauer wohl gesünder für den Organismus.
Nichts spricht gegen eine verantwortungsvolle Medizinal-Therapie durch den spezialisierten Arzt; sie kann einen Prozess entscheidend beeinflussen und unterstützen. Aber der Dauerkonsum von Pharmaka kann keine Lösung sein. Das wurde bei uns auch früh erkannt und die Kassen übernehmen die Kosten nur für eine begrenzte Zeit. Als wäre schottische Sparsamkeit ihre Tugend.