7/4 Das kranke Geschlecht
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 15:47 |
Zwei Tatsachen markieren das Paradox: es gibt mehr übergewichtige Männer als Frauen, und es gibt mehr Adipositas-PatientInnen als Patienten. Das heisst: Frauen nehmen Krankheiten ernster als Männer, Frauen tun mehr für ihre Gesundheit, Frauen gehen öfters zum Arzt, zur Ärztin.
In einer Studie der Amerikanischen Hausarzt-Akademie wurden 1’111 Männer befragt. 92 Prozent gaben an, dass sie, wenn sie sich krank fühlten, zunächst ein paar Tage lang warteten, ob es wieder besser werde, ehe sie medizinischen Rat oder Hilfe suchten. Nur 8 Prozent sagten, sie würden sich unverzüglich in medizinische Pflege begeben. Und 29 Prozent sagten gar, sie würden vor einer Konsultation so lange wie möglich zuwarten. Trotzdem waren die meisten von Ihnen (was in USA keine Selbstverständlichkeit ist) bei einer Krankenkasse und hatten einen Hausarzt.
Auf die Frage nach dem Warum sagten die meisten, sie würden nur zum Arzt gehen, wenn sie sehr krank seien; andere gaben an, keine Zeit zu haben und dass sie etwas gegen Medikamente hätten… – 80 Prozent der Befragten beurteilten ihren Gesundheitszustand als „gut“ oder „hervorragend“… obwohl die erhobenen Befunde eine andere Sprache sprachen. – Immerhin: ganze 78 Prozent der Befragten gaben an, dass sie wesentlich durch ihre Partnerin zum Arztbesuch motiviert worden seien…
Und wie stehen nun diese Befunde zur volkstümlichen Annahme, Männer seien wehleidiger als Frauen und würden wegen nichts und wieder nichts den eingebildeten Kranken markieren, um sich pflegen zu lassen? Fakt bleibt, dass Frauen eine um einige Jahre höhere Lebenserwartung haben als Männer – mit oder ohne medizinische Unterstützung.