25/5 Totlieben
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:22 |
Das ist die Geschichte von Billy Robbins und seiner Mutter Barbara. Billy ist 19 Jahre alt und wiegt 380 Kilo. Er hockt auf einem Sofa, isst, schaut TV und spielt Video-Gmes, und seine Mutter füttert und wäscht ihn und zieht ihm etwas über, was wie Kleider aussieht. Billy ist ein hilfloses, unförmiges, überdimensioniertes Riesenbaby, abhängig von seiner Mama, die Tag und Nacht um ihn herum ist und ihm jeden Wunsch von den Lippen abliest.
Aber Billy muss abnehmen und die Ärzte wollen ihn auf eine Magenbypass-Operation vorbereiten. Zuerst wird er per Sondertransport ins Spital geschafft. Nach einer Woche scharfer Diät (1200 kcal täglich) geht es ein erstes Mal unters Messer: es wird ihm eine Fettschürze von über 50 Kilo abgetrennt. Als er einigermassen ausgeheilt ist, wird der bariatrische Eingriff vorgenommen. Jetzt nimmt Billy ab und wiegt nach einem halben Jahr noch 190 Kilo. Er darf nach Hause.
Mama Barbara ist auch im Spital nicht von seiner Seite gewichen. Mit einer Psychologin hat sie ihren Fall aufgearbeitet. Es zeigt sich, dass sie ein erstes Kind im Alter von wenigen Monten verloren hat. Das soll ihr nicht nochmals passieren, deshalb päppelt und verwöhnt sie ihren zweiten Buben, füttert ihn fett, so dass er schon im Kindergarten kugelrund ist… Unbewusst will sie, dass er immer ihr Baby bleibt, abhängig von ihrer Fürsorge, ein ausgeliefertes Liebesobjekt.
Mit der Zeit sieht sie die verheerende Wirkung ihres Handelns ein: mit ihrer Mutterliebe hat sie das Kind erdrückt, gefangen, an den Rand des Todes gemästet. Als ihr Liebling wieder zuhause ist, stellt sich die Frage, ob sie nun ihr Verhalten in den Griff bekommt. Beim Jungen spielen sofort die alten Mechanismen, er verlangt Essen in grosser Menge, sie verweigert es, es kommt zu wüsten Beschimpfungen. Aber doch auch zur Einsicht, dass er mit zwanzig sein eigenes Leben leben will, in einer Reha-Anstalt, aber fern von der Mutter und ihrer erdrückenden Liebe.
Der Bericht im RTL-Magazin ist verstörend. Er zeigt die Mechanik einer tödlichen Adipositas und zeigt einige der Gründe auf, die dazu geführt haben. Es ist ein aussergewöhnliches Beispiel, aber gerade darum ist es beispielhaft und macht betroffen.