17/2 Sonderfall Schweiz?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:10 |
Eine Meldung aus The Economist erreicht mich heute: Fünf führende Lebensmittelproduzenten spannen zusammen und lancieren für den Markt in England ein gemeinsames neues Label zur Deklaration der Nährwerte ihrer Produkte.
Danone, Kellogg, Nestlé, Kraft und PepsiCo führen ein System ein, mit dem sie auf der Packung eine Empfehlung für die „tägliche Menge“ an Kalorien, Fetten, Zucker und Salz aufdrucken, in Relation zum entsprechenden Gehalt, das gekauft und verzehrt wird. In den nächsten Monaten sollen diese Hinweise auf Frühstücksflocken, Schokoriegeln, Käsescheiben und ähnlichen Angeboten angebracht werden. Andere Produzenten wie Schweppes oder Masterfoods haben ähnlkiche Angaben bereits umgesetzt.
Die Lebensmittelproduzenten weisen darauf hin, dass dies den mündigen Konsumenten in die Lage versetze, selber zu entscheiden, welche Nahrungsmittel in welcher Menge für ihn gesund seien. Super. – Super?
Da nehmen die Produzenten ihre Verantwortung wahr… und es ist wieder nicht recht! – Die Konsumentenschutz-Organsiationen in England begehren auf. Denn die Foods Standard Agency, eine staatliche Kontrollbehörde, sollte über kurz oder lang einen eigenen Vorschlag im „Ampel-System“ präsentieren, bei den mit Rot, Gelb und Grün die Werte für die einzelnen Bestandteile signalisiert würden. Den Food-Multis werfen die Verbraucherschützer vor, sie hätten ihr neues, etwas verwirrlicheres System übereilt eingeführt, um damit die staatlichen Absichten zu unterlaufen, weil sie Umsatzeinbussen befürchteten.
Damit dürfte es wohl etwas auf sich haben. Wer die Vertreter der Branche vorletzte Woche gehört hat, erhielt diesen Eindruck auch im Blick auf die Schweiz. Und schon dort war – was im Rückblick schlüssig wird – die Rede von alternativen Vorschlägen, wie sie jetzt offenbar in England umgesetzt werden.
Was heisst das für uns? – Bis in der Schweiz auch nur die Frage nach der Machbarkeit einer wie immer gearteten Regelung ausdiskutiert ist, können Jahre und Jahrzehnte vergehen. Da wäre es möglicherweise sinnvoll, die nun für England entwickelnten Empfehlungen auch auf unserem Markt zuzulassen. Besser als nichts… und durchaus im Sinne der politisch gepriesenen Selbstverantwortung. Aber was wollen wir wetten, es gibt wieder den Sonderfall Schweiz, der dies nicht zulässt?