8/3 Und ewig lockt die Bratwurst
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:37 |
Eigentlich kann ich mit meiner momentanen, ärztlich konrollierten, punkto Kohlehydraten rigoros eingeschränkten Ernährungsweise zufrieden sein: Da die Vorgaben klar sind und es keine Grauzone des Ermessens gibt, in der man der „Sünde“ verfallen könnte, gelingt es mir relativ leicht, sie durchzuhalten. In den gut zwei Wochen, seit ich damit begonnen habe, sind sechseinhalb Kilo weg…
Aber ich habe gemerkt, dass auch hier die Gefahr besteht, dass man sich selber überlistet und in die alten Fallen tappt. Geht am Morgen die Waage wieder deutlich nach unten und verspüre ich eine neue Art von Leichtigkeit, wenn ich die Treppe hinunter oder aus dem Tram steige, oder realisiere ich gar, dass die Hose unter dem Gürtel wieder etwas lockerer sitzt… dann ist die Versuchung gross, diesen Umstand zu feiern.
Nicht mit einem Verstoss gegen die „Regeln“, die werden eisern durchgezogen, was den konsequenten Verzicht auf Brot, Pasta, Zucker, Reis etc. angeht. Aber mit etwas mehr Grosszügigkeit, was die Portionengrösse und den Fettgehalt betrifft. Anstelle des Mägerli-Mucki-Trutenfleisches mal wieder ein Stück schmackhaften Fleischkäse verputzen! Oder sich einige Flocken des würzig-reifen Tête-de-Moine auf der Zunge zergehen lassen! Man gönnt sich ja sonst kaum was…
Und dann immer wieder diese merkwürdige, urtümliche Faszination der guten alten Bratwurst! Schlichtes Brät, in einen ehemaligen Darm abgefüllt und auf der Seite leicht angekohlt… und man weiss alles von den versteckten Fetten und so weiter… und doch ist der Duft jedesmal so betörend, dass es mich wie magisch in die Nähe der Grillstation im Hauptbahnhof zieht, um wenigstens einen Blick zu erhaschen auf die bruzzelnde Pracht, die sich da auf der heissen Platte krümmt… Und ich gebe mir einen Ruck, schaue in die andere Richtung, gehe tapfer dran vorbei, obwohl mir die innere Stimme zuraunt: Es ist Fleisch, es ist erlaubt…
O Bratwurst, Inbegriff der einfachen Verführung, locke du nur. Es kommt der Moment, da entrinnst du mir nicht. Vielleicht bei zehn Kilo.