17/4 Das Leben B
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:07 |
Am Ende des gastronomischen Verwöhn-Parcours durch die verschiedenen österlichen Versuchungen mit harten Eiern, Schokohasen, Zuckereili, Nougat-Eiern mit und ohne Gianduja-Füllung, Schlemmermenüs im Freundeskreis, etc. etc. kündigt sich wieder die Rückkehr in den kulinarischen Alltag an, mit dosierter und wohlüberlegter Kalorienzufuhr, mit Essprotokoll und mit der allmorgendlichen Besteigung der Waage… das habe ich jetzt einige Tage bewusst nicht mehr getan und bin recht gespannt, wohin mich Ostern gebracht hat.
Ein Problem hat ja in solchen Festschmaus-Zeiten, wer Mühe hat, ein Sättigungsgefühl zu verspüren. Man sitzt beisammen, es kommen Gäste, es wird etwas aufgestellt… und „es“ isst. Man hat es nicht unter willentlicher Kontrolle, so sehr man sich das vorher vornehmen mag. „Nur wenig“ geht nicht… „gar nichts“ wäre vielleicht möglich, aber hat man einmal mitgegessen, dann gibt es vielfach kein Halten mehr. So wie wenn jemand, der eine Entwöhnung hinter sich hat, zum ersten Mal wieder ein Glas trinkt oder eine Zigarette raucht.
Es gäbe ein technisches Hilfsmittel, das aber hierzulande noch wenig erprobt ist und nicht als anerkannte Therapie gilt: der Magenschrittmacher, mit der Fachbezeichnung GES (Gastric Electronical Stimulation). – Ein Gerät wie ein Herzschrittmacher, das vom Chirurgen unter der Bauchdecke eingepflanzt wird und von dem ein kleines Kabel mit einer dünnen Drahtsonde in die äussere Schicht der Magenwand führt. Von dort gehen ganz feine Stromstösse in einem bestimmten Rytmus in die Magen-Muskulatur, was dort eben – auf eine Weise, die noch nicht genau erforscht ist – Empfindungen auslöst, die dem Hirm ein Sättigungsgefühl simulieren. Und wenn man meint, man sei satt, dann isst man auch nicht mehr. Der innere Regelkreis ist überlistet.
Die Operation ist noch in der Erprobungsphase und sie kann nicht bei allen PatientInnen empfohlen werden. Aber es gibt bereits einzelne, sehr interessante Anwendungsbeispiele mit Erfolg. – Eines ist klar: wie bei jedem chirurgischen Eingriff besteht ein gewisses Risiko. Und die nachösterliche Übersättigung ist definitiv kein Anlass, um einen solchen Eingriff ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Das müssen wir noch immer ganz allein und selber wieder „normalisieren“, da haben wir inzwischen ja auch eine gewisse Übung. – Unsere Nachbarin, Frau Stuber, pflegte jeweils am Ende der Ferien zu uns Kindern zu sagen: „So, jetzt fangt dänn s Läbe B wider a!“