28/10 Zu teuer?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:25 |
Wer keine Chance hat, sein massives Übergewicht auf „normalem“ Weg zu reduzieren, indem er seine Ernährung umstellt und sich vermehrt bewegt, dem bleibt heute nur ein operativer Eingriff zur Gewichtsreduktion. In der Schweiz sind die Bedingungen dafür streng: es muss jemand einem BMI von über 40 haben, mindestens zwei Jahre lang müssen Versuche mit konventionellen Methoden gescheitert sein, man darf nicht älter als 65 sein…
Seit Jahren kämpfen die Fachleute um eine Angleichung an die Normen der umliegenden und der meisten Länder weltweit, die einen Eingriff schon ab BMI 35 zulassen, wenn Begleiterkrankungen vorliegen. Die strikte Handhabung der Richtlinien durch die Krankenkassen führt nicht selten zu der absurden Situation, dass einem Patienten, dem noch 600 Gramm fehlen bis zum Gewicht des BMI 40, empfohlen werden muss, zuhause einige Tage tüchtig zu futtern und dann nochmals zum Messen zu kommen.
Nun erfahren wir, dass es in England eine vergleichbare, noch härtere Situation gibt, indem eine lokale Krankenkasse – im Widerspruch zur staatlich definierten Norm – von sich aus als Voraussetzung für die Kosengutsprache den BMI auf 50 festgelegt hat. Die Fachwelt ist empört und bezeichnet diese Regelung als willkürliche Schikane.
Was treibt die Versicherer dazu, sich im Einzelfall so vehement gegen die Magen-Operationen zu sträuben? Es kann nur der Versuch sein, sich Kosten vom Leib zu halten. Dabei ist die jahrelange Behandlung von Belgeiterkrankungen wie Diabetes, Arthrose oder gar Krebs um ein Vielfaches teurer. Nimmt man die totalen Kosten der Behandlung von Übergewicht und der dadurch mitverursachten Krankheiten, so machen die chirurgischen Eingriffe gerade mal ein Prozent aus (so jedenfalls eine aktuelle Information anlässlich des Zürcher Übergewichtstags von dieser Woche). Was also soll die Klemmerei auf Kosten der Patienten?