18/12 Verzicht versüsst
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:27 |
Dass übermässiger Konsum von gezuckerten Getränken eine der verschiedenen Ursachen sein könnte, dass Kinder heute dicker werden als früher, ist weit herum eine anerkannte Tatsache. Deshalb werden in verschiedenen amerikanischen Bundesstaaten Initiativen zur Einführung einer Soda-Tax, einer Steuer auf gezuckerten Limonaden, vorangetrieben. Bisher hatte eines der grössten internationalen Kinderhilfswerke, Save the Children, diese Bestrebungen tatkräftig unterstützt, nicht nur durch eigene Lobby-Arbeit, auch mit namhaften finanziellen Beiträgen an eine auf diesem Gebiet aktive NGO-Allianz.
Nun wurde durch die Geschäftsleitung bekannt gegeben, dass Save, wie es abkürzend genannt wird, alle diesbezüglichen Aktivitäten einstellt. Kritiker vermuten, dieser strategisch begründete Entscheid könnte etwas damit zu tun haben, dass das Hilfswerk mit dem CocaCola-Konzern über eine beträchtliche finanzielle Projektbeteiligung verhandle. Und dass es auch kein Zufall sein könne, dass die Firma Pepsico der Nichtregierungsorganisation vor kurzem ein Darlehen von 5 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt habe.
Beide Parteien, sowohl die Getränkefirmen wie die Leitung von Save, beteuern unisonio, diese Fakten hätten keinerlei Zusammenhang, es sei eine reine zeitliche Koinzidenz und bei den bisher geführten Gesprächen sei die Steuer-Kampagne mit keinem Wort erwähnt worden. – Ein Bericht der New York Times weist allerdings darauf hin, dass die Getränkefirmen gerne und häufig Hilfswerke und deren Programme zur Linderung von Hungersnot bei Kindern unterstützen würden, nicht aber Kampagnen gegen kindliches Übergewicht und Adipositas.
Viele Hilfswerke haben einen ethischen Codex, was die Annahme von Spenden betrifft, die von Unternehmen stammen, hinter denen kommerzielle Absichten stehen, die den Programmzielen der NGO widersprechen. Bis zum Nachweis des Gegenteils muss auch hier die Unschuldsvermutung gelten. Der Verdacht, dass ein Versüssungsmittel im Spiel war, ist allerdings nicht leicht von der Hand zu weisen.