16/5 Frische Frische
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:09 |
In der dritten und letzten Folge seiner Reihe Deutschland isst (im ARD-Programm) ging der gesundheitsbewusste TV-Koch Tim Mälzer der Frage nach, wie frisch eigentlich „frisch“ sei, wenn es auf der Packung steht. Ein einfaches aber brutales Experiment zeigte das Problem in krasser Deutlichkeit auf:
Eine Familie erhielt den Auftrag, sich im Grossverteiler mit frischen Lebensmitteln einzudecken. Sie zog zügig los, an den grossen Früchte- und Gemüse-Regalen vorbei, schnappte sich eine Gurke und einen Beutel mit geschnittenem Mischsalat… und den Rest des Einkaufswagens füllte sie randvoll mit Tiefkühlprodukten, Schnitt-Charcuterie, Joghurt, Milch, Süssigkeiten, Aufback-Pizza… Wahllos, scheinbar, wurde zugegriffen, alles, worauf das Wort „frisch“ zu lesen war.
Und das sind viele Produkte! Industriell gefertigte Massenware, vollgepackt mit Konservierungsmitteln, Farbstoffen, Aromen und Geschmacksverstärkern… und trotzdem steht „frisch“ drauf. – Es gebe, sagte die deutsche Ministerin für Ernährung, Ilse Aigner, keine rechtliche Definition dieses Begriffs und demzufolge sei er auch nicht zu schützen, so dass kein Produzent wegen Irreführung der KonsumentInnen belangt werden könne.
Besonders krass ist die Situation bei der Trinkmilch: die in den grossen Molkereien abgefüllte Milch jeglicher Zubereitung, ob pasteurisiert, uperisiert, homogenisiert oder für eine längere Haltbarkeit präpariert, mit mehr oder weniger Fettprozenten, mit oder ohne Zusätze, darf als Frischmilch bezeichnet werden, auch wenn sie wochenlang haltbar bleibt… Und die wenigen, speziell überwachten und kontrollierten Bauernbetriebe, welche die Bewilligung haben, unbehandelte Milch direkt ab Kuh zu verkaufen, dürfen diese nicht als „frisch“ bezeichnen, sondern müssen sie als Vorzugsmilch etikettieren… Verkehrte Welt!
Was versteht die Kundschaft denn unter „frisch“? Eine Strassenumfrage zeigt, dass die Meinungen diesbezüglich weit auseinanderdriften und dass keine einheitliche Auffassung besteht. – Die Familie im Supermarkt wurde jedenfalls nachdenklich, als sie zur Kenntnis nahm, was alles auf den als frisch bezeichneten Produkten auf der Etikette stand.