6/6 Was Wissen Wert ist
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:24 |
Wissen sei Macht, heisst es. Und Macht hat ihren Preis. So weit, so gut. Wo aber ist die Grenze, dass der Preis für Macht durch Wissen so hoch ist, dass Ohnmächtige ihn sich nicht (mehr) leisten können?
Die Frage hat sich mir heute schlagartig gestellt, als eine „Einladung“ mit der elektronischen Post auf meinen Bildschirm geflattert kam, ein ordentliches Mail mit höflicher Anrede, vertrauenerweckend und gewinnend, selbstverständlich. Es ging um Wissen rund ums Gesundheitswesen. – Logisch: jeder, der auf diesem Gebiet tätig ist, muss ein vitales Interesse haben, so viel wie möglich zu wissen über Zusammenhänge, Hintergründe, Personen, Spielregeln, Gesetze… und auch über die Key-Players, die das Spiel beherrschen.
Die Ankündigung ist verlockend. Da wird ein Seminar von vier Tagen angeboten, an bester Lage, mit begrenzter Teilnehmerhzahl und von einem Gesundheits-Fachmann geleitet, dessen Namen man von Fernsehen kennt, weil er immer wieder zu kritischen Stellungnahmen eingeladen wird, das gesundheitsökonomische Gewissen der Nation, gleichermassen. Es geht um Ertüchtigung: die Teilnehmenden werden fit gemacht, um im Haifischteich des Gesundheitswesens überleben zu können. Schliesslich geht es um einen „Markt“ von rund 50 Milliarden Wert!
Für mich ist klar: da muss ich hin, da will ich einer der 24 sein, das gibt unserer Stiftung neuen Pepp, öffnet Horizonte, schafft Verbindungen zu Geldgebern und ebnet Schwellen… – Rasch das „Anmeldeformular“ heruntergeladen, irgendwo wird ja auch noch ein Preis sein. Was mögen die vier Tage wohl kosten? – Da: knappe 4’000 Franken. Ist das viel? Ist das günstig? Verglichen mit den Tarifen, wie sie bei exquisiten Management-Kursen gelten, ist es ein Schnäppchen. Ohne Zweifel.
Aber wenn ich in meine Stiftungskasse blicke, dann muss ich leider feststellen, dass dieser Betrag sozusagen ein Monatsbudget darstellt für Miete, Sekretariat, Telefon und all den Rest, der sonst noch anfällt… und ich merke, dass ich mir das überhaupt nicht leisten könnte, es sei denn, ich würde es aus dem eigenen Sack berappen, aber so weit möchte ich mit dem Freiwilligkeitsprinzip eigentlich doch nicht gehen.
Was bleibt? – Ich zuhause. Beziehungsweise im Büro. Ich werde auf andere Weise lernen müssen, mich im 50 Milliarden-Becken durchzuschswimmen, ohne die Hilfe des berühmten Gesundheitsökonomen. Es mag etwas länger dauern und vielleicht stosse ich auf Widerstände, die sich umgehen liessen, wenn man das Wissen hätte, das Macht verleiht… aber so ist es nun halt: Wer hat, dem wird gegeben… wer nicht hat, muss sehen, wo er bleibt. Quasi ein biblisches Prinzip.