10/8 Bircherlich
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 14:11 |
Die Kuren, zu denen Altvater Bircher-Benner damals einlud, galten als gesund. Und ebenso gesundheitsförderlich wird nach wie vor das nach ihm benannte Mus angesehen, oder wie es sich in der Verkleinerungsform so niedlich nennt: das Müesli. Die Rezeptur von anno dazumal würde wohl nicht mehr allen heutigen Geschmacksempfindungen entsprechen, so anspruchsvoll sind wir geworden. Schon wird über Internet die Müesli-Mixtur zum Selbermischen angeboten, die offenbar vor allem die Rosinen-Hasser anspricht.
An sich ist ein solcher Brei zuhause rasch gemacht: Haferflocken in die Schüssel, Milch daran (und einige Zeit einweichen lassen), frische Früchte kleinschneiden, ev. etwas zerkleinerte Nüsse oder Kerne dazu, Joghurt, oder – wenn es festlich sein soll – etwas Schlagrahm darunterziehen… und fertig ist der leckere Schmaus, der bequem eine ganze Mahlzeit ersetzen kann.
Zur Auswärtsverpflegung kann man sich ein Müesli auch am Take-Away-Tresen des Grossverteilers kaufen. Es steckt in einem bequemen Schälchen, es schmeckt angenehm, nicht übertrieben gezuckert und muss mit Sicherheit gesund sein. Beim Studium der Zutatenliste fällt mir allerdings ein merkwürdiger Umstand auf. Das Müesli enthält Milch und Früchte und Haferflocken… aber dazu 10 Prozent von etwas, das sich Saucencrème nennt. Diese hat wohl die gleiche Funktion wie das Joghurt und der Rahm bei meiner heimischen Zubereitung, aber lut Angaben besteht die Crème in diesem Fertigmus aus Wasser, pflanzlichen Fetten und Palmöl.
Von diesem letzteren wissen wir, dass es wegen seiner Haltbarkeit und den vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten einer der beliebtesten Stoffe der Lebensmittelindustrie ist, dass es aber gleichzeitig eine der Hauptursachen für die weltweite Rodung der Regenwälder und aller damit zusammenhängenden ökologischen Schäden ist. Was also hat der Palmölschrott in meinem für gesund gehaltenen Birchermüesli zu suchen? Vater Bircher würde sich vor Grausen schaudern. Und ich müsste mir überlegen, das Mus künftig zuhause selber vorzubereiten, das ich im Büro verspeise.