7/12 Langes Leben
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 17:53 |
Das Streben nach einem möglichst langen Leben hat heute – gerade im Gesundheitswesen – eine enorme Bedeutung angenommen. Dsabei geht es nicht nur um eine „Verlängerung der physischen Existenz um jeden Preis“, sondern auch um ein Dasein möglichst frei von Krankheit und Schmerzen. Dass dies zum Teil ein illusionärer Wunschtraum ist, das liegt schon darin begründet, dass ein grosser Teil der chronischen Erkrankungen letztlich nur deshalb auftreten (können), weil wir wesentlich länger leben als früher…
Rüstige alte Menschen hat es zu allen Zeiten gegeben, aber mit der Verlängerung der Lebenserwartung stellen sich eben doch Verschleiss-Erscheinungen ein, die man früher so nicht gekannt hat. – Nun mag man sich fragen, ob das „Altwerden“ an sich einen Selbstzweck darstellt. Die Aussicht, 150 Jahre alt werden zu können, hat etwas duchaus Beängstigendes: wenn man noch 50 Jahre lang im Zustand eines Hundertjährigen auf sein Ableben warten müsste, stelle ich mir das wenig begehrenswert vor. Auf der andern Seite wären viele doch überfordert, wenn sie 80 Jahre lang im Zustand von 40 voll im Berufsleben powern und stressen müssten…
Zum guten Glück ist für die meisten von uns der Endpunkt unseres Daseins unbekannt. Überraschend können wir schon morgen von dieser Bühne abberufen werden, wenn uns ein Verkehrsunfall ereilt oder ein vom Sturm gefällter Baum trifft. – Natürlich spielt unser Gesundheitszustand eine gewisse Rolle dabei, aber oft trifft es zu, dass „Totgesagte“ tatsächlich länger leben als alle angenommen haben.
Neuerdings kann man seine Lebensspanne durch ein Online-Programm berechnen lassen, bei dem eine ganze Reihe von Gesundheitsfaktoren (und andere Elemente zum Lebensstil) berücksichtigt werden. – Mir persönlich hat dieses Internet-Orakel noch genau zehn Jahre zugemessen. Ich bin nun im Ungewissen, was ich davon halten soll: muss ich ab sofort extrem vorsichtig und zurückhaltend leben, um wenn möglich noch einige Jährchen mehr herauszuschinden? Oder soll ich im Gegenteil die gewährte Frist in vollen Zügen geniessen, auf das Risiko hin, ein oder zwei Jahre früher abzutreten, dafür das Leben in vollen Zügen genossen zu haben? – Wenn man es wüsste…
Ein interessantes, durchaus eher philosophisches als biologisches Thema.
So modern und schnelllebig unsere Gesellschaft geworden ist, so hat sie doch immer wieder lichte Momente – z.B. mit der Prägung des Begriffs „Quality Time“. Obwohl ursprünglich für einen bestimmten Bereich „erfunden“ (Familienleben), drückt er doch die Haltung aus, dass es eben nicht nur drauf ankommt, wieVIEL Zeit wir haben, sondern wie GUT diese Zeit für uns ist. Meiner Meinung nach ist das Bewusstsein um die Qualität der Zeit, die wir verbringen, auch eher gestiegen – und es ist ein ganz anderer Bereich des menschlichen Wirkens, in dem man sich darum kümmert.
Na jedenfalls wird die Suche nach einem Orakel auf dem Internet, das einem sagt, wie GLÜCKLICH man ist (oder sein wird?) eher noch nicht von Erfolg gekrönt sein. Auch eine bedenkenswerte Situation…
(Hallo übrigens – EBEN gerade habe ich Ihren Blog gefunden… ich werde mir durchaus überlegen, ob er die Qualität meiner Zeit zu heben sich eignet :-) )