11/12 Was Eltern wissen müssen
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:15 |
Man sollte frühzeitig, schon bei den Kindern, die deutlich übergewichtig sind, beginnen, auf die Entwicklung einzuwirken. Darin sind sich alle einig. Auch darin, dass die Eltern in einen solchen Prozess einbezogen werden müssten, denn ein kleineres Kind bestimmt noch nicht selber, was auf seinen Teller kommt. Also müssten die Eltern ein lebhaftes Interesse daran haben, rechtzeitig zu erfahren, ob und dass sie ihr Kind gewichtsmässig im Auge behalten sollten… würde man meinen.
Eine Untersuchung bei rund 5’000 Jugendlchen in Amerika, die sich über zehn Jahre erstreckte, hat gezeigt, dass bloss ein Teil der Ärzte, die bei Kindern Übergewicht oder Adipositas feststellten, die Eltern darüber informierten. Den Gründen für diese Unterlassung wurde nicht nachgegangen, aber die Studienleiter sind überzeugt, dass die Eltern besser motiviert wären, auf das Essens- und Bewegungsverhalten ihrer Kinder Einfluss zu nehmen, wenn sie informiert und aufgeklärt würden.
Ob diese Annahme zutrifft, weiss ich nicht. Ich kann mich erinnern, dass unsere eigenen Kinder mit dem Kinderarzt nicht über ihr Gewicht reden wollten – vielleicht gerade, weil sie einen dicken Vater hatten. Das Thema war unter verschiedenen Aspekten delikat und konnte nur vorsichtig angegangen werden. Allerdings wusste man damals als Eltern auch weniger über die Zusammenhänge zwischen Übergewicht und den allfälligen Krankheitsfolgen.
Nichts steht in der US-Studie auch darüber, dass eine unsachgemässe Information der Eltern allenfalls kontraproduktive Reaktionen auslösen könnte, bis hin zu panikartigen Abwehrmassnahmen in Form von übertriebenen Diätkuren oder Fitness-Exzessen… Und wie weit die feste Überzeugung verankert ist im elterlichen Bewusstsein, die paar Pfunde zuviel würden sich ja dann schon wieder auswachen.
Wir befinden uns also auf einem heiklen Terrain, auf dem wohl nicht fokussierte Einzelmassnahmen für Betroffene in erster Linie gefragt sind (in speziall ausgeprägten Fällen ist dies freilich sinnvoll), sondern eine generelle Verhaltensänderung herbeigeführt werden sollte, die sich auf das Wohlbefinden so oder so positiv auswirken würde.