20/3 Schwerelos
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:42 |
Heute hatte ich das besondere Vergnügen, an einer Sitzung teilzunehmen, die im derzeit höchsten Gebäude der Schweiz stattfand: im Zürcher Prime Tower. Das Meeting war im 31. Stock, also bloss vier Stockwerke unterhalb des obersten Geschosses, auf wohl gut 110 Meter Hohe.
Dort hinauf zu gelangen war nur eine Frage von Sekunden. In einem der grosszügig mit Spiegelglas ausgestatteten Aufzüge ging es nach oben. Zuerst hatte man unten am Empfang einen Badge erhalten, der auf das Stockwerk programmiert war, für das man sich angemeldet hatte. Diese Karte steuerte automatisch den Lift, in dessen Innerem es keine Knöpfe mehr gab.
Die Fahrt im schnellen Aufzug war einer der Punkte, dem ich mit Neugier und etwas Ungewissheit entgegen gesehen hatte. Aus früheren Erlebnissen mit sogenannten Wolkenkratzern wusste ich, dass es beim Anfahren eine starke Beschleunigung geben würde, die mein ohnehin zu grosses Körpergewicht kraftvoll nach unten drücken würde… während man dann kurz vor dem Anhalten im Ziel so etwas wie eine Kurzzeit-Schwerelosigkeit verspürte, weil der Lift abgebremst surde, die Körpermasse aber noch mit der hohen Reisegeschwindigkeit weiterfliegen wollte.
Aber die gemischten Gefühle, mit denen ich die Liftkabine – eine kleine Halle aus spiegelndem Glas und Silberwänden – betreten hatte, erwiesen sich als völlig unnötig. Die Türe schloss sich…. und nichts geschah! Es gab keinen Ruck, kein Anfahren, keine Beschleunigung. Nach einer winzigen Weile öffnete sich die Tür wieder, ich dachte für einen kurzen Moment, da wolle möglicherweise noch jemand zusteigen, der später gekommen war… aber der Blick nach draussen zeigte mir, dass wir bereits „oben“ angelangt waren, im 31. Stockwerk, ohne dass man echt etwas von der Bewegung und vom Abbremsen verspürt hätte.
Ein Wunderwerk der Technik und der modernen Fahrstuhlbaukunst, wenn ich bedenke, wie einst in unserer Jugendzeit die Elevatoren in den Altbauten mit ihren Scherengittern die Stockwerke hinauf ruckelten, so dass man ehrfürchtig den Atem anhielt, bis das Gefährt zum Stillstand kam. Jetzt war man all den Weg nach oben geschwebt, als wäre man von Ausserirdischen in ein Raumschiff hochgebeamt worden, völlig losgelöst und schwerelos! Ein Zustand, an den man sich gewöhnen könnte.