11/4 Essensträume
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:02 |
Freund Rolf hat eine Vision. Er lehnt sich im Stuhl zurück, die Augen halb geschlossen und den Mund ein wenig angespitzt, als würde er einen alten Wein verkosten. Wie wäre es, sagt er, wenn es Speisen gäbe, die so wohlschmeckend, lecker und bekömmlich sind wie die besten unserer Lieblingsmenüs, dabei aber fettfrei, ohne Kalorien und preiswert…
So etwas müsse es doch geben, fügt er nach einr Weile des Nachdenkens bei, wozu arbeiteten denn in der Gastronomie die besten Köche des In- und Auslandes? Und wahrscheinlich stünden diese Mahlzeiten bereits irgendwo auf einem Speisezettel, in einem Lokal, das wir bloss noch nicht kennen. Nun gelte es, sagt er, herauszufinden, wo und was das ist, um dann eine Liste zu erstellen und zu publizieren, nach der sich alle richten könnten. Dann wären wir in der Lage, die feinsten Essen zu geniessen, so richtig nach Herzenslust zu schlemmen, ohne auch nur ein Gramm an Gewicht zuzunehmen und ohne hinterher von Magenbeschwerden oder Gicht geplagt zu werden. Es sei an uns, meint er, die entsprechenden Recherchen anzustellen, um eine solche Liste zu schreiben, die dann zum Geheimtipp würde für alle Gourmets mit Linienproblemen.
Ich muss ihm beipflichten: der Gedanke besticht. Aber ich bezweifle seine Realisierbarkeit. Speisen ohne Fett und mit wenig Kalorien haben es an sich, dass sie quasi von Amtes wegen weniger gut schmecken als die Angebote der traditionellen Küche. Und was gut schmeckt, von dem isst man gerne etwas mehr, als man eigentlich sollte. Da liegt ein gewisser Widerspruch in der Visison. Denn auch der Preis müsste stimmen, und da spricht der Markt eine andere Sprache. Fett und Zucker sind heute die billigsten Energieträger, auserlesene Zutaten vom Feinsten kommen teurer.
Ich misstraue grundsätzlich einem Diätkonzept das mit der Formel wirbt Schlemmem Sie sich schlank! Auch das Rezept Mit Hochgenuss zur Traumfigur dürfte kaum halten, was der Leser sich davon verspricht… Aber es gibt natürlich Tricks und Tipps, wie man fett- und kalorienbewusster kochen kann, um so die Energiezufuhr etwas zu drosseln, ohne dass die Nahrung dabei zu Sägespänen und Löschpapier verkommt. Damit sollten wir beginnen.
Wir haben in der Schweizerischen Adipositas-Stiftung der Plan, einen Kochkurs mit diesem Ziel zu lancieren, dass Betroffene, die selber kochen (oder es lernen möchten) in die Lage versetzt werden, ihre Speisen so zuzubereiten, dass sich der Kaloriengehalt in Grenzen hält und dass doch der Geschmack nicht allzu sehr darunter leidet. Morgen haben wir eine Planungssitzung. Ich hoffe, dass wir Rolfs Träumen damit etwas näher kommen.