8/12 Doppeltes Spiel
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:26 |
Im aktuellen Beobachter habe ich einen kritischen Bericht gelesen. Es geht darum, dass ein Grossverteiler ein Präparat verkauft, das uner der Bezeichnung „Fit Control“ beim Abnehmen helfen soll. Es handelt sich offenbar um ein Nachahmerprodukt, das im Darm die Aufnahme von Fett bzw. Kohlenhydraten „blockt“ oder zumindest etwas reduziert.
Da es sich nicht um Medikamente handelt sondern um sogenannte „Medizinprodukte“ (Frage ans Publikum: wer kennt den Unterschied?), ist der Verkauf im Detailhandel ohne Rezept und medizinische Beratung völlig legal.
Allerdings gibt es dabei einige Probleme aus medizinisch-gesundheitlicher Sicht, wie die vom Beobachter befragten Experten zu Recht feststellen. Zunächst muss man wissen, dass man mit diesen Pillen nicht „abnehmen“, sondern höchstens eine weitere Gewichtszunahme vermeiden oder verringen kann. Gross ist die Gefahr, dass diese Präprate im freien Verkauf von der immer grösser werdenden Schar junger Frauen mit Anorexie (Magersucht) gekauft und konsumiert werden. Und dass sie genau zu dem werden, was man bisher manchen seriösen Präparaten vorzuwerfen versucht hat: zu Party-Pillen, die von vor einer exzessiven Mahlzeit noch schnell eingeworfen werden, um die Folgen des Schlemmens etwas einzudämmen…
Aber gerade das ist dann eine völlig falsche Gewöhnung. Wer erfolgreich und dauerhaft abnehmen will, muss sein ganzes Ernährungs- und Bewegungsverhalten umstellen. Dazu gehört auch der Umgang mit gelegentlichen „Ausnahmen“.
Die MIGROS als einer der prägendsten Anbieter im Lebensmittelmarkt hat mit solchen Produkten ein Glaubwürdigkeitsproblem. Auf der einen Seite macht sie mit beim freiwilligen Programm des BAG, actionsanté, und reduziert Salz- und Zuckergehalt in gewissen Produkten (solange sich diese deswegen nicht schlechter verkaufen…), anderseits werden laufend neue Produkte in die Regale gestellt, die als wahre Kalorienbomben das Sortiment an „ungesunden“ Angeboen erweitern… und nun werden die „Gegenmittel“ auch gerade mitgleiefert… das hat nichts mit gesundheitsbewusstem Verhalten zu tun, lediglich mit Gewinnoptimierung und mit cleverem Marketing. Echt glaubwürdig würde der Orange Riese erst, wenn er konsequent jene Produkte aus dem Sortiment verbannen würde, die mit extremer Kaloriendichte, billigen Inhaltsstoffen, hohem Fett-, Zucker- und Salzgehalt dazu beitragen, dass ein grosser Teil der KonsumentInnen sich wider besseres Wissen „falsch“ ernähren.