9/10 Gipfeli für China
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:03 |
Das war eine interessaten Dokumentation am Schweizer Fernsehen, wie die Wirtschaft in China Fuss zu fassen versucht. Ein noch unverdorbener Expansionsmarkt, möchte man meinen.
Abgesehen davon: Bei all diesen Berichten über die Verlagerung unserer Fertigungsbetriebe in sogenannte Niedrigelohnländer befällt mich das mulmige Gefühl, dass wir es mit einem gigantischen, wenn auch langsam fliegenden Bumerang zu tun haben: Damit unsere Produkte billig und am Markt konkurrenzfähig bleiben, vernichten wir hier Arbeitsplätze mit allen damit verbundenen sozialen Problemen, und beuten auf schamlose Weise Menschen aus, denen es weit schlechter geht als uns, so dass sie gezwungen sind, unter unwürdigen Bedingungen für minimale Löhne so zu arbeiten, wie man bei uns kurz nach der Erfindung der Industrialisierung gearbeitet hat… Wir profitieren von den billigen Produkten und „borgen“ gewisermassen den Gewinn im voraus auf dem Buckel der Armen, nicht bedenkend, dass das ganze Kartenhaus dann einstürzen wird, wenn diese billigen Arbeitskräfte auf ihre Rechte bestehen und das einfordern, was bei uns Standard geworden ist… dann werden die Preise hier explodieren, aber wir werden dann weder die Produktionsmittel noch die Arbeitsplätze noch das Geld haben, um uns den früheren Luxus noch leisten zu können…
Aber das sind pseudo-oekonomische Spintisierereien eines Laien, ausgelöst durch einen TV-Film, in dem u.a. gezeigt wurde, wie ein Schweizer Backwarenspezialist die Chinesen in grossem Stil davon zu überzeugen versuchte, dass sie jetzt unbedingt zum Frühstück Gipfeli essen müssen. – Hierzulande wird man sich langsam der Tatsache bewusst, dass ein einzelnes Buttergipfeli schon einen Viertel des täglichen Fettbedarfs enthält und dass es von seinem Nährwert her praktisch nutzlos ist, nach kurzer Zeit wieder Hunger wachsen lässt…
Und wir gehen hin und bekehren die Chinesen zum Gipfeli-Konsum. Das hat gerade noch gefehlt. Dabei ist die Sorge vorhanden, dass auch in China, wie in ganz Asien, die Anzahl der übergewichtigen Kinder sprunghaft angestiegen ist, was von den Forschern in erster Linie darauf zurückgeführt wird, dass sich die Jungen viel weniger bewegen und dass sie westliche Ess- und Lebensgewohnheiten angenommen haben. Die Folge: Diabetes schon im Kindesalter, und zwar bereits früher als in den USA. – Ich sage jetzt nicht, daran sei nur das Gipfeli Schuld. Aber eins kommt zum andern. Und das wird zu viel.