6/5 No Diet!
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 20:43 |
Heute ist bzw. war der Internationale Anti-Diät Tag. Seit 1992 wird er jeden 6. Mai begangen. Ins Leben gerufen hat ihn die britische Buchautorin und Feministin Mary Evans Young. Eben geheilt von einer schweren Anorexie ging es ihr darum, ein Zeichen zu setzen gegen den grassierenden Schlankheitswahn und die Trends, mit unsinnigen Crash-Diäten ein „Traumgewicht“ herbei zu hungern.
Am Radio habe ich allerdings vor allem – neben einigen an sich nützlichen Informationen – gehört, man solle sich an diesem Anti-Tag von Herzen die sonst verpönten Dickmacher schmecken lassen, die Buttergipfeli, den gebratenen Speck, den fetten Käse und die Nutella…
Das war ja dann auch nicht ganz im Sinne der Erfinderin. Ihre Zielsetzungen für den International No-Diet-Day (INDD) waren durchaus gesellschaftspolitischer Natur: die Würdigung der Vielfalt von natürlichen Gewichtsunterschieden, ein kritisches Hinterfragen von Schönheitsidealen, Hilfe gegen die Diskriminierung von adipösen Mitmenschen, Aufklärung über die gesundheitlichen Gefahren von Diäten und die Nutzlosigkeit kommerzieller Diäten und Diätprodukte und der Hinweis auf die Gefahren der Adipositas-Chirurgie (die damals noch in den Anfängen steckte und keine längere Praxiserfahrung aufweiswen konnte).
Interessant ist aber ein feministicher Aspekt: die Herstellung eines Zusammenhangs zwischen Diäten und der Gewalt gegen Frauen. Auf den ersten Blick eine gewagte Konstruktion, die jedoch zum Nachdenken einlädt: waren die durch die Medien unisono propagierten sogenannten Schönheitsideale am Ende des letzten Jahrhunderts nicht eine subtile Methode der Kommerzwelt, um die Frauen in eine Schablone zu pressen und ihnen ein selbstzerstörerisches Verhalten aufzuzwingen, das ihnen einen Teil ihrer Freiheit raubte? Waren sie es wirklich selber, die – kreischend vor Zalando-Glück – sich die magersüchtigen Masse verordneten? Und zu welchem Zweck? Um auf dem Paarungs-Markt bessere Chancen zu haben? Die Evolution spricht eine andere Sprache, das Frauenbild früherer Zeiten schwelgte in der Fülle, die Fruchtbarkeit und Überlebenskraft versprach.
Es geht mir hier nicht um jenes übermässige Körpergewicht, das ein Vorbote späterer Erkrankungen sein kann. Es geht mir um die „Gesund-Molligen“, denen der heutige Anti-Diät-Tag gehört, zur Stärkung ihres Selbstwertgefühls.