20/3 Umweltsünden
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:45 |
Ich war heute an einem Workshop, veranstaltet von einer Pharmakologen-Fachgruppe. Thema war die Adipositas, insbesondere ging es um übergewichtige und adipöse Frauen in der Schwangerschaft und um die zahlreichen Gefahren, denen sie und ihr ungeborenes Kind ausgesetzt sein können.
Einer der Gastreferenten war Bruce Blumberg von der University of California Irvine. Er hatte 2008 an einem internationalen Adipositas-Kongress in Genf erstmals über die Problematik der endokrinen Disruptoren referiert. Nun legte er aufgrund weiterer Studien einen umfangreichen Katalog all jener Substanzen vor, die uns im Alltag regelmässig umgeben: Herbizide, Fungizide, Stoffe in Kosmetik-Artikeln, Plastik-Weichmacher, Lebensmittelzusätze, Farben – ein umfassendes Arsenal von Chemikalien – man zähle inzwischen über 1’000 – , die auf verschiedenen Wegen in den menschlichen Körper gelangen und dort wie Hormone wirken und einzelne Stoffwechselfunktionen beeinflussen können.
Durch diese Stoffe kann bereits im ungeborenen Kind eine genetische Veränderung bewirkt werden, die es später übergewichtig werden lässt. Da nützen dann alle wohlgemeinten Appelle an die Selbstverantwortung für besseres Essen und mehr Bewegung nichts mehr, wenn einmal die Weichen falsch gestellt sind.
Fatal an der Sache ist, dass es hier in den meisten Fällen „bloss“ um kleinste Mengen geht, die oft gerade noch unterhalb der bestehenden Toleranzwerte liegen… Über die Kumulierung von Wirkungen, wenn mehrere solcher Komponenten gleichzeitig im Körper anzutreffen sind, ist allerdings noch nicht genug bekannt, als dass man irgendwelche Schutzmassnahmen auf dem Gesetzesweg treffen könnte. Die Lebensmittelindustrie – in USA – stellt sich auf den Standpunkt, solange keine handfesten Beweise für einen ursächlichen Zusammenhang vorlägen, sehe sie keinen Grund, vom Gebrauch solcher Stoffe abzusehen.
Das Problem ist international und länderübergreifend. Und wie als schlechte Pointe lacht mich dann zuhause ein Artikel in der aktuellen Ausgabe der Konsumentenzeitschrift Saldo an: bei der Untersuchung von Teigwaren zeigte sich, dass jede zweite Packung Spaghetti nachweislich Rückstände von Pestiziden enthielt.