25/4 Essensforschung
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 14:24 |
Meist sind Mitgliederversammlungen von Vereinen nicht allzu inspirierend. In gut schweizerischer Präzision werden die Traktanden heruntergeschnurrt und mit einer Stimmdisziplin verabschiedet, die an Ostblock-Zustände erinnert… Ein wenig so war es auch gestern an der diesjährigen Mitgliederversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE.
Was allerdings die Veranstaltung zu einem speziellen Erlebnis machte, das war der Ort, an dem sie stattfand. Man war zu Gast in der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft, namentlich beim Institut für Lebensmittel- und Getränke-Innovation (ILGI) in Wädenswil. Hier werden nicht nur Studenten zu Lebensmittel-TechnikerInnen ausgebildet, hier werden auch ganz konkrete, praxisbezogene Projekte vorangetrieben, die uns alle früher oder später in unserem Ernährungsalltag betreffen können.
Aus den vorgestellten Aktivitäten kann ich nur einige herausgreifen. Am spektakulärsten vielleicht die Entwicklung einer völlig neuen Formel für die Herstellung von Schokolade, die dadurch wesentlich „besser“ schmecken soll als alle herkömmlichen Produkte… (noch nicht verraten wurde, wer sie dann auf den Markt bringen wird, um dadurch eine Geschmacksrevolution auszulösen… offen ist auch die Frage, welchen Einfluss eine solche Entwicklung auf den Schoko-Konsum haben wird). – In Arbeit ist eine App, die Menschen, die sich gesund ernähren möchten, als „smart diet coach“ begleitet. – Mit praktischen, mechanischen Tests wird geprüft, wie leicht (oder eben schwer) sich gewisse Lebensmittel-Verpackungen öffnen lassen. Generell wird an der Verbesserung von Verpackungen geforscht, um die Qualität der Lebensmittel zu erhalten. – Mit einer freiwilligen Versuchsgruppe werden im Rahmen eines europäischen Projektes Erkenntnisse gesammelt zu Ernährungs- und Lebensgewohnheiten der Senioren, welche als Verbraucher eine immer wichtigere Rolle in der Konsum-Gesellschaft spielen. – Spektakulär schliesslich die Entwicklung einer Trauben-Erntemaschine, welche noch auf der Fahrt durch die Reben die Beeren verarbeitet, auspresst, so dass auf dem Feld bereits der Traubensaft „geerntet“ werden kann… Die Maschine ist allerdings nichts für steile Schweizer Rebberge, sie kommt nur in den gigantischen Wein-Plantagen in Frankreich zum Einsatz.
Eine lohnende Begegnung jedenfalls mit einem Zweig der Forschung, der uns alle ganz direkt betreffen kann.