15/5 Halali auf „halal“
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 17:07 |
Eine Fleisch-Kontroverse wirft derzeit Wellen in England. Es geht um Halal-Fleisch, also Fleisch von Tieren, die nach islamischem Ritus geschlachtet wurden, indem ihnen bei lebendigem Leib Halsschlagader, Luft- und Speiseröhre durchtrennt werden, bei gleichzeitiger Segnung.
In England werde – so die Kritik – Halal-Fleisch in grossem Stil in Supermärkten verkauft, ohne dass dieses speziell deklariert wäre. Diese Diskussion ist überlagert von einem kräftigen anti-islamischen Unterton, indem von einer klammheimlichen Islamisierung des Alltags gesprochen wird.
In der Schweiz ist das Schächten – die halal-konforme Art des Tötens – verboten. In vielen Ländern ist es nach wie vor erlaubt und gang und gäbe. Ich erinnere mich an einem Besuch in der damaligen Sowjetrepublik Armenien vor nunmehr 40 Jahren. Wir drehten dort einen Dokumentarfilm und waren überall willkommene Gäste. Bei einem Empfang wurde ein Schaf geschlachtet und es war eine hohe Ehre, die dem Gast zuteil wurde, das Schächtmesser zu führen und das Tier vom Leben zum Tod zu befördern… Dass ich einen Teil meiner Jugend auf einem Bauernhof verbracht hatte, erleichterte mir diese Aufgabe wesentlich…
Immerhin: ein Teil des Halal-Fleisches, das in der Schweiz verkauft wird, wird – streng kontingentiert – aus Frankreich importiert. Ansonsten hat man einen Kompromiss gefunden, die Tiere zuerst so zu betäuben, dass sie den tödlichen Schnitt und das Verbluten nicht spüren müssen. Vor drei Jahren machten die Touristik-Verantwortlichen im Berner Oberland von sich reden, als sie auf dem Brienzersee Schiffsfahrten mit Halal-Grill anboten…
Religiöse Auflagen für die Ernährung haben historische Gründe im Interesse der Gesundheit eines Volkes… Man kann sie begrüssen oder sie als unzeitgemäss ablehnen. In der säkularisierten Gesellschaft werden die alten Bräuche nicht mehr von allen strikt befolgt. Zu fürchten bleibt allenfalls, dass auch hier – wie offenbar in England – ein neuer politischer Kampfplatz geschaffen werden könnte.