25/8 Und bist du nicht willig…
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:10 |
Aufklärung übers Essen ist so eine Sache. Da rief mich letzte Woche ein Journalist an und wollte wissen, was ich von den Aufklärungskampagnen des Bundesamtes für Gesundheit BAG zur Eindämmung der Adipositas-Epidemie halte. Am liebsten hätte er wahrscheinlich gehört, dass dies alles Mumpitz und für die Füchse sei und überdies schade um jeden Franken, der in solche Projekte fliesst.
Aber so simpel ist die Angelegenheit eben nicht. Wir haben uns am Telefon insgesamt eine Stude lang unterhalten und ich versuchte, die verschiedenen Aspekte der Thematik zu beleuchten, die es so schwer machen, etwas effektiv Wirkungsvolless zu veranstalten. Mit diesem Problem sind die Regierungen auf der ganzen Welt konfrontiert, noch keine hat das Patentrezept gefunden, sonst wäre die „Epidemie“ längst keine mehr.
Im Bericht, der dann erschien, werde ich korrekt zitiert, aber logischerweise nur mit einem kleinen Ausschnitt des Gesagten, denn im Umfang eines Zeitungsartikels ist Differenzierung extrem schwierig. Ich möchte jedenfalls nicht in der Haut der beauftragten Bundesbeamten stecken: für jede ihrer Aktivitäten brauchen sie eine gesetzliche, politisch akzeptierte Grundlage, die Mittel, die sie zur Verfügung haben, sind knapp und alle wollen davon etwas haben… Was immer sie tun, ist den einen zu viel, den andern zu wenig, für die Dritten das Falsche, und überhaupt… Politisch will die „Rechte“ gar keine Einmischung des Staates in die Eigenverantwortung des Individuums, während die „Linke“ endlich entschiedenere regulatorische Eingriffe zumindest bei der überbordenden Werbung, die sich an Kinder richtet, fordert…
Das Hauptproblem kommt in dem Artikel aber gut zum Ausdruck: ohne eine klare Form von „Druck“ ist keine Veränderung des Verhaltens zu erreichen, aber dagegen wehrt sich unser ureigener Selbstbestimmungs-Instinkt: wir wollen so leben können, wie es uns passt, und dies so „gut“ und so „bequem“ wie möglich… den Kollateralschaden „Übergewicht“ nehmen wir klaglos in Kauf, so lange wir nicht von den gesundheitlichen Folgen direkt und schmerzlich betroffen sind.
Auch wenn kurzfristig noch keine Beserung in Sicht ist, darf uns das nicht davon abhalten, möglichst sachlich und offen zu informieren, ohne Panikmache und ohne Schuldzuweisung. Aber ehrlich und kompetent.