24/3 No Money – No News!
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 17:20 |
Heute früh flattert aus meiner Zeitung wieder einmal eine Beilage. „Volkskrankheiten“ ist sie überschrieben und es ist eine sogenannte kommerzielle Beilage, die den Zeitungsverlag nichts kostet, weil sie sich durch Inserate selber finanziert und er sie nur – gegen Bezahlung, versteht sich – drucken un verteilen muss. Die Aussage auf der Titelseite ist einfach und einleuchtend: „Wer sich gut informiert, kann vorbeugen.“
Drei Krankheiten sind im Inhaltsverzeichnis namentlich erwähnt: Herzversagen, Schlaflosigkeit, Burnout/Depression. – Da bin ich schon ein wenig stutzig geworden. Jeder zweite Erwachsene in der Schweiz ist zu dick… keine Volkskrankheit? Beim Durchblättern finde ich einige Indizien. Der Direktor des Bundesamtes für Gesundheit sagt zwar im Editorial, dass viel Bewegung gut sei gegen Übergewicht… und in einem Inserat wirbt Dr. Erika Toman für ihr Buch „Mehr Ich, weniger Waage“… aber dann hat es sich schon mit der Pandemie des 21. Jahrhunderts, wie die WHO sagt.
Dass „Adipositas“ in dieser kommerziellen Zeitungs-Beilage quasi ausgeklammert wird hat seinen tieferen Grund wohl in der Tatsache, dass wir von der Schweizerischen Adipositas-Stiftung bekannt sind dafür, dass wir nicht genug Geld haben, uns einen Artikel in diesen „Themenzeitungen“ zu kaufen, und jeweils dankend ablehnen (müssen).
No Money – No News! Das ist das ernüchternde Fazit dieses fremdfinanzierten Quasi-Journalismus‘. Dass in diesem Fall auf flächendeckende Interviews mit dubiosen Anbietern von Schönheitsoperationen, Wunderdiäten und obskuren Schlankheitsmittelchen verzichtet wird, das ist der verantwortlichen Redaktion schon hoch anzurechnen.
Grosse Medienhäuser – wie in diesem Fall tamedia – , die in der eigenen Redaktion einen rigorosen Sparkurs fahren, um Mittel für publizistische Zukäufe zu generieren, sollten sich allerdings ihrer journalistischen Verantwortung bewusst sein, wenn sie solche „erkauften“ Gefälligksitspublikationen ins Blatt einlegen lassen: die werberesistente Leserschaft entsorgt die Beilagen ohnehin pauschal. Ergo: Wer ich nicht informiert, beugt auch nicht vor.