23/6 Abspecken!
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 15:29 |
Abspecken ist das Gebot der Stunde. Der letzte Hinterbänkler auf der Politbühne führt das Wort im Munde, wenn es um die SRG geht. Das interessiert mich mehrfach. Zum einen, weil die Fragen rund um den Abbau von Speck heute quasi zu meinem Job geworden sind, zum andern aber, weil ich in meinem früheren Berufsleben immer wieder Phasen der Budgetknappheit und des Spardrucks bei der Herstellung von Radio- und Fernseh-Programmen erlebt – und auch überstanden habe.
Bei letzterem gab es zwei elementare Erkenntnisse: einmal die, dass Qualitätsjournalismus untrennbar mit dem Vorhandensein von finanziellen Ressourcen verbunden ist. Zeit ist Geld und Geld ist der Rohstoff für kompetente und umfassende Recherche, für seriöse Arbeit und und saubere Leistung. Wer meint, bei publizistischen Produkten sparen zu müssen, spart sie kaputt. Und auf der andern Seite die gegenläufige Erfahrung, dass Knappheit an Mitteln die Innovation fördert, weil sie zwingt, neue Lösungen zu suchen, einfachere Methoden, billigere technische Möglichkeiten, um die wenigen Mittel gezielt zur Erhaltung der Qualität einsetzen zu können. Aber das gilt wohl sinngemäss für die meisten Branchen.
Bei dem Abspeck-Gebot, um das es zurzeit geht, spielt die Qualität offenbar keine Rolle. Gebetsmühlenartig wiederholen all die Service-Public-Motzer ihr angelerntes Credo: Was die Privaten können, soll die SRG nicht auch machen (dürfen). Interessanterweise sind es durchwegs die Vertreter privater Medien, die auf diese Weise versuchen, per staatlicher Restriktion eine unliebsame – weil nach wie vor sehr erfolgreiche – Konkurrentin aus dem Feld zu mobben. Unbeleckt von jeglicher Fachkenntnis setzen sie wirre Zahlenspiele in Umlauf und stellen abstruse Theorien auf, die keinerlei Bezug zu unserem realen Schweizer Medien-Alltag haben.
Unveergesslich hat sich mir die Figur des strammen Jungpolitikers aus der ARENA eingeprägt. Am Tag danach im Blick-Interviews hat er bewiesen, dss er offenbar zu dumm ist, um Radio zu hören. Wie das? Keinen guten Faden liess er an den SRG-Medien, kein einzges brauchbares Programm gebe es da. Beispiel? Als er einmal in die Ferien fuhr, wollte er sich vorher über die Situation im Zielland kundig machen. Also drehte er das Radio an. Und was kam? Anstelle der erhofften Reise-Information war eine „Sendung über Murmeltiere“ zu hören (!!!). Das war für den forschen Mann der endgültige Beweis, dass es die SRG nicht braucht. Und überhaupt: Murmeltier-Sendungen würden ihn soweiso nicht interessieren, dafür würde er ohnehin keine Gebühren zahlen…
In der ganzen Abspeck-Debatte ist Geduld gefragt, wie beim richtigen Abspecken auch. Maximal ein Kilo pro Monat, wenn es gesundheitsverträglich sein soll. Vorausgesetzt, man hat wirklich Übergewicht.