21/1 Globesity
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:33 |
Nach dem Hunger kommt das Fett. Adipositas als nächste grosse Herausforderung für Afrika? Und was ist mit all den ausgemergelten, hungernden Kindchen, die von fast allen Hilfswerken in ihren Kampagnen vor den Spendenkarren gespannt werden? Was nach einem krassen Widerspruch klingt, ist es nicht. Jedenfalls nicht nach einem Bericht der FAO, der UNO-Division „Food and Agrticulture Organisation“. Deren Direktorin für Ernährung, Anna Lartey, kommt zum Schluss, dass eine Neu-Orientierung angezeigt ist: „Wenn wir an die Sub-Sahara-Länder in Afrika denken, dann fällt uns zuerst das Problem der Unter- und der Mangelernährung ein, aber in verschiedenen Ländern wie Südafrika, Kenya, Ägypten oder Ghana sind Übergewicht und Adipositas auf dem Vormarsch.“
Beides steht in fataler Nähe zu einander: Hungersnot und falsche, übermässige Ernährung nach „westlichem“ Vorbild. Aber das Problem ist als solches von den verantwortlichen Regierungen noch nicht erkannt. Übergewicht mit all seinen gesundheitlichen Risiken ist in aller Regel eine direkte Folge der erfolgreich bekämpten Hungersnot…
Für die Weltbevölkerung legt die Weltgesundheits-Organisation WHO integrale Zahlen vor: im Jahr 2014 waren 39% der erwachsenen Bevölkerung weltweit von Übergewicht betroffen, 13% im Adipositas-Bereich, das sind 600 Millionen! Die Adipositas-Epidemie ist global geworden, der neue Begrioff, der dafür geprägt wurde, heisst Globesity.
Die Suche nach den Ursachen geht weiter. Auch in den betroffenen Schwellenländern setzt sich die Erkenntnis durch, dass ein wesentlicher Faktor dafür die gezuckerten Getränke sind: Kinder in Südafrika nehmen pro Tag ganze 75 Gramm Zucker zu sich, das ist dreimal die empfohlene Maximal-Menge, und ein grosser Teil davon in flüssiger Form. Müsste man da nicht – nach dem Vorbild anderer Länder – eine Zucker-Steuer einführen? FAO-Direktorin Lartey ist skeptisch. Dies würde zur teilweise helfen, denn die reicheren Bevölkerungsschichten könnten sich den Zucker weiterhin leisten. Hilfreicher wäre, meint sie, eine konsequente und leicht verständliche Etikettierung, die es dem Konsumenten erlaubt, seine Entscheidung im Sinne der Gesundheit zu treffen.