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Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:54 |
Ostern naht am kalendarischen Horizont. Es sei, sagen Marktbeobachter, der Zeitpunkt, zu dem heute am meisten Schokolade im Jahreskonsum verputzt werde, sei es in Form von Hasen (mit oder ohne Glöckchen) oder von (gefüllten) Schololade-Eilein, mit denen die zuckersüchtigen Kleinen zugeschüttet werden.
In meiner Erinnerung waren Schoko-Eier zu Ostern eine seltene Rarität. Es gab sie bei weitem nicht im heutigen Überfluss. Dafür waren, wenn ich die Osterferien auf dem Bauernhof verbrachte, die guten alten Hühnereier angesagt. Zu denen hatte ich eine besondere Beziehung, da es eine meiner Obliegenheiten war, als Assistent von Tante Ella die Hühner zu besorgen, ihre Wasserbehälter aufzufüllen, Körner zu streuen und den Mist zusammen zu kehren. Höhepunkt der Verpflichtungen war das „Greifen“ der Eier aus den Legenestern, vorsichtig, dass ja keines zu Bruch ging, und so, dass man nicht das Lege-Ei aus Gips erwischte, mit dem die Hühner fieserweise über den jeweiligen Raub ihres Nachwuchses hinweg getäuscht wurden.
Die Eier für Ostern wurden im voraus aussortiert und waren nicht für den täglichen Verzehr oder zum Verkauf bestimmt. Es waren die schönsten, grössten, mit der makellosen, glatten Schale, die sich am effektvollsten verzieren liessen: mit Federkiel und Ameisensäure wurden kunstvolle Ornamente und Zeichnungen oder Botschaften in die braune Schale geritzt, weisse Eier wurden sorgsam mit Gräsern, Kleeblättern und Blüten umhüllt und in ein Stück Nylonstrumpf eingebunden, bevor sie in den Topf mit dem dunkeln Sud aus Zwiebelschalen wanderten, oder in andere, natürliche Farb-Bäder, aus denen sie als wahre Kunstwerke wieder auferstanden.
Jedes von uns Kindern erhielt einen Zinnteller mit mindestens einem Dutzend „eigenen“ Eiern, mit denen nun verschiedene Rituale des Eiertütschens durchgekämpft wurden. Den meisten gemeinsam war, dass der Gewinner, der dem Verlierer sein geknicktes Ei abgeknöpft hatte, dieses auf der Stelle schälte und verspeiste. Beliebt war auch die Aufforderung zum „Pfaff“-Sagen, mit einem harten, staubtrockenen Dotter im Mund, bei dem eine Fontäne gelben Eierstaubs herausstob.
Man ging damals sehr locker und naturnah mit diesem hochwertigen Lebensmittel um, wusste nicht ob Cholesterin gut oder böse war, ass so viele Eier, bis man nicht mehr konnte und genoss es, für einmal im saisonalen Überfluss zu schwelgen. Das ist heute, da die maschinell bemalten bunten hartgekochten Eier rund ums Jahr im Regal liegen, nicht mehr gleich. Wer sich seine Ostereier nach wie vor selber fabrizieren will, findet hier eine Reihe nützlicher Informationen.