7/11 Achtung – eine Pandemie!
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 19:55 |
„Übergewicht und Adipositas stellen weltweit die Pandemie des neuen Millenniums dar.“ Dieser lapidare Satz steht am Anfang einer Publikation von PD Dr. med. Paolo M. Suter vom Universitätsspital Zürich. Es geht darin um den „State of the Art in Interventionen bei Normal- und Übergewichtigen“ und das Dokument kann im Internet heruntergeladen werden bei SuisseBalance, der Ernährungsbewegung vom Bundesamt für Gesundheit und von Gesundheitsförderung Schweiz.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat vor Kurzem noch von der „Epidemie des 21. Jahrhunderts“ gesprochen, wenn vom Übergewicht die Rede war. Aber es ist wohl richtig: Die Qualifizierung des Phänomens als „Pandemie“ kommt der Sache näher. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und leitet sich ab von pan (= alles) und demos (= Volk), heisst also „die ganze (Welt-)Bevölkerung betreffend“. Und dem ist in der Tat so: Die Zunahme der Anzahl übergewichtiger Menschen macht vor keiner Landesgrenze und keinem Kontinent halt, sie ist in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. In der Schweiz ist schon mehr als jeder dritte Erwachsene betroffen (obwohl wir europäisch und weltweit eher im hinteren Mittelfeld liegen): Bald ist eine halbe Million erwachsener Schweizerinnen und Schweizer so stark übergewichtig, dass es zu gesundheitlichen Risiken für Spätschäden führt!
Aber wenn man unsere Boulevardmedien in ihrer beflissenen Aufgeregtheit liest, dann ist das Geflügelfieber doch die wesentlich interessantere globale und ultimative Bedrohung; und es gibt tatsächlich schon Leute, die man am Bahnhof mit einem Mundschutz herumlaufen sieht, wenn man in der Frühe zur Arbeit fährt. Und dass die Tamiflupackungen nicht schon den Säuglingen auf den Rücken gebunden werden, wird als ein Indiz dafür hervorgehoben, dass unsere Regierung von Grund auf entscheidungs- und handlungsunfähig ist. Versagen auf der ganzen Linie.
Übergewicht und Adipositas sind in Gottes Namen keine schicken Krankheiten, von denen man hinterrücks und per Zugvogelflug übefallen wird. Es ist ein schleichendes Übel, das sich nach und nach einstellt, lange unbemerkt, dann verdrängt, und wenn man es endlich wahrhaben will, merkt man, dass es chronisch ist und nicht mehr zu heilen. Und dass man damit zu leben lernen muss.
Die WHO nimmt beide Pandemien ernst. Sie verstärkt die Suche nach Impfstoffen gegen das Virus H5N1 und weist darauf hin, dass die Grippe eines Tages von den Tieren auch auf die Menschen flächendeckend überspringen könnte. Könnte.
Das Übergewicht ist schon da. Seine Folgekosten in Milliardenhöhe sind auch schon Realität. Was muss geschehen, dass sich die Nationen zu einer so öffentlichkeitswirksamen Aufklärungsaktion bewegen lassen? Der Informationsbedarf wäre riesig, Leute.