26/6 Grün und dick
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:14 |
Das hat ja nicht direkt etwas miteinander zu tun. Irland ist die „grüne Insel“, ein natürliches Paradies am Rande der industrialisierten Welt, zwar latent immer noch von Glaubenskämpfen zerrissen, aber in unserer Vorstellung (und jener der Reisebüro-Werbung) der Inbegriff der heilen Welt, wo die Butter von glücklichen Kühen auch noch so schmeckt.
Und doch ist Irland adipositas-mässig eines der „dicksten“ Länder: 38% der Erwachsenen sind laut WHO-Statistik adipös! Und noch ist keine Besserung in Sicht. Eine Steuer auf zuckergesüssten Getränken soll helfen, der weiteren Ausbreitung der Übergewichts-Epidemie Einhalt zu gebieten. Das Vorhaben ist auch auf der Insel umstritten, die Getränkeleute wehren sich vehement, klagen über unfaire Diskriminierung und zweifeln den Nutzen der Massnahme an. Der Finanzminister selber äussert Vorbehalte: eine solche Taxe könne nur wohlüberlegt und wissenschaftlich fundiert eingeführt werden, sie dürfe keinen administrativen Aufwand verursachen und müsse alltagstauglich sein.
Aber ob sie etwas zur Verbesserung der Situation an der Adipositas-Front beiträgt? – Dieser Frage nahm sich ein Wissenschafter-Team im Zentrum für Ernährungsforschung an der Universität Cork an, indem es das Trinkverhalten von 1’075 Kindern zwischen acht und elf während drei Tagen protokollieren liess und die so gewonnenen Informationen in Korrelation setzte zu deren Körpergewicht und anderen Lifestyle-Faktoren.
Das Resultat, knapp ausformuliert: übergewichtige und adipöse Kinder trinken mehr zuckergesüsste Getränke als die andern. Während normalgewichtige Kinder am Tag im Schnitt 3,2 Deziliter tranken, konsumierten die „dicken“ Kids 3,8 Dezi. Die Studienleiterin Dr. Janas Harrington präsentierte diese Resultate unlängst am Europäischen Adipositas-Kongress in Portugal. Natürlich würde die Einführung einer Steuer auf Zuckergetränken dasProblem nicht aus der Welt schaffen, aber sie könnte doch einen namhaften Beitrag zur Lösung darstellen, im Sinn eines „faszinierenden Public-Health-Experimentes“. Und so die grüne Insel auf ihrem Weg zum „dicksten Land Europas“ (WHO) ein wenig ausbremsen.